
Branchentreffen Fahrradwirtschaft mit Bildungs-Staatssekretär Tobias von der Heide (vorne rechts), für den ADFC nahm Geschäftsführer Jan Voß (3 v.r.) teil © Schleswig-Holsteinisches Institut für Berufliche Bildung
Fahrradbranche berät mit Bildungsministerium zum Thema Ausbildung
Die Wartezeiten in den Fahrrad-Werkstätten werden, aufgrund von fehlenden Fachkräften, immer länger. Ein Grund dafür liegt, nach Ansicht der Fahrradbranche, an der Anfahrt zur Hamburger Schule. Ein Bericht zum Treffen der Branche mit der Politik.
Nur wer sich darauf verlassen kann, dass das Fahrrad auch zügig repariert wird, entscheidet sich für einen langfristigen Umstieg. Fehlende Werkstattkapazitäten sind ein echter Hemmschuh für die Mobilitätswende. Der ADFC Schleswig-Holstein hatte das Thema deshalb bereits 2024 auf seinem jährlichen Parlamentarischen Abend herausgestellt. Auf dem Podium diskutierte neben der Stephanie Meyer, ADFC-Landesvorsitzende, auch Lutz Metzner, Geschäftsführer der Fahrrad-Fachhandelskette MegaBike, und der damalige Verkehrs-Staatsekretär Tobias von der Heide. Alle waren sich einig, dass sich bei der Ausbildung und der Gewinnung der Fachkräfte im Land etwas bewegen muss.
Eine Forderung von ADFC und Fahrradbranche: Wir brauchen endlich einen Schulischen Ausbildungsstandort für die Ausbildungsgänge Zweiradmonteur*in (2 Ausbildungsjahre) und Zweiradmechatroniker*in (3,5 Ausbildungsjahre).
In der nachfolgenden Zeit seit Beginn 2024 vernetzten sich die Fahrradhändler*innen in Schleswig-Holstein und tauschten sich zu den Herausforderungen aus. Unter maßgeblicher Beteiligung von Vertreter*innen von MyBoo/Küstenrad, MegaBike und der Berufsschule Walther-Lehmkuhl-Schule Neumünster wurden Unterstützungsschreiben von Fahrradwerkstätten aus dem gesamten Land gesammelt.
Erstes Treffen der Fahrradbranche mit dem Bildungsministerium Anfang September
Anfang September kam es dann zu einem ersten Treffen mit dem Vertretern des zuständigen Bildungsministeriums. Tobias von der Heide, jetzt Staatssekretär für Berufliche Bildung im Ministerium, nahm sich zwei Stunden Zeit für einen offenen und konstruktiven Austausch mit der Fahrradbranche. Begleitet wurde der Staatssekretär unter anderem von Jörn Krüger, Direktor des zuständigen Schleswig-Holsteinischen Instituts für Berufliche Bildung.
Für den ADFC Schleswig-Holstein vertrat Landesgeschäftsführer die Sichtweise der Radfahrenden. Nach zwei Stunden stand fest: Ein schulischer Ausbildungsstandort ist nur möglich, wenn genug Ausbildungsverträge vorliegen. Für beide Ausbildungsgänge wären das auf alle Jahre gerechnet mindestens 135 Auszubildende.
“Das Henne-Ei-Problem bleibt auf den ersten Blick bestehen: Ohne Schulischen Ausbildungsstandort in Schleswig-Holstein zu wenige Auszubildende, und aufgrund der fehlenden Auszubildenden kein Berufsschulangebot, ist noch nicht abschließend gelöst. Das Gespräch hat aber einen gangbaren Weg aufzeigt”, stellte Jan Voß fest. Doch der Landesgeschäftsführer des ADFC verwies auf eine wichtige Entwicklung des Gesprächs: “Die Fahrradbranche hat sich auf den Weg gemacht, ihren Beitrag zu leisten, um die Ausbildung attraktiver zu gestalten und junge Menschen für das zukunftsweisende Feld der Fahrradtechnik zu begeistern. Alle Beteiligten der Fahrradbranche möchten das Mögliche leisten, um junge Menschen für die Ausbildung in Schleswig-Holstein zu gewinnen. Das hat das heutige Treffen eindeutig gezeigt!”
Bildungsministerium und SHIBB signalisieren Untersütztung für Schulstandort in SH, wenn Mindestausbildungszahlen erfüllt werden
Wichtig sei jetzt, dass zügig die nächsten Gespräche mit der Hansestadt Hamburg geführt werden, um abzustimmen, wie eine (Teil)Verlagerung einzelner Ausbildungsangebote nach Schleswig-Holstein möglich sind, sobald die formalen Voraussetzungen vorliegen.
Die Fahrradbranche könne jetzt zeige, wie attraktiv sie als Arbeitgeber*innen sind. Darin war sich auch die Politik einig, so betonte Tobias von der Heide, Staatssekretär im Bildungsministerium Schleswig-Holstein: „Gute Ausbildung braucht Verlässlichkeit. Deshalb setzen wir auf einen Landeskurs, der breit abgestimmt ist. Wo ausreichend Nachwuchs vorhanden ist, prüfen wir gern die Einrichtung zusätzlicher Standorte. Sobald die Branche zeigt, dass ausreichend Ausbildungsverträge bestehen, unterstützen wir den nächsten Schritt aktiv!"
Das SHIBB und sein Hamburger Pendant, das Hamburger Institut für Berufliche Bildung (HIBB), würden gemeinsam mit der Branche Perspektiven für die Ausbildung ab 2026/27 entwickeln und dabei eng im Austausch bleiben. Und auch der ADFC wird diesen Prozess begleiten und unterstützen.