Innovativ mobil in Schleswig-Holstein - vier Beispiele
Mikrodepot, Miteinanderweg und digitale Sensoren - Schleswig-Holstein punktet mit innovativen Mobilitätsideen. Wir stellen vier aktuelle Beispiele vor.
Radlogistik - sauber abliefern
Der Online-Handel boomt, das Paketaufkommen steigt stetig. Lieferfahrzeuge sind aus den Straßen nicht mehr wegzudenken. Das wachsende Lieferverkehrsaufkommen stellt Städte wie Lübeck zunehmend vor Herausforderungen. Im Rahmen eines Pilotprojekts hat die Hansestadt Lübeck jetzt ein Mikrodepot errichtet – als mögliche Lösung für eine emissionsärmere Logistik. Mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr wurde der Umschlagplatz an der Falkenstraße errichtet. Von dort aus werden Sendungen auf Lastenräder statt in Lieferwagen geladen. „Mit diesem Pilotprojekt möchten wir in enger Zusammenarbeit mit Kurier-, Express- und Paketdienstleistern herausfinden, wie wir den städtischen Lieferverkehr zukunftsfähig machen können“, sagt Bausenatorin Joanna Hagen. „Daher haben wir uns bewusst für eine flexible Bauweise entschieden. Wenn sich das Depot an diesem Standort bewährt, wollen wir die Nutzung dort dauerhaft etablieren und können die Module nutzen, um weitere Standorte zu testen.“ Die Auslieferung per Lastenrad hat einige Vorteile gegenüber jener mit dem Lieferfahrzeug. Luftschadstoffe werden vermieden, aber auch Lärm ist eine Emission, die mit dem neuen Pilotprojekt reduziert werden soll. Ein weiterer Vorteil ist das durchlässige Radverkehrsnetz. Viele Straßen, die für den Kfz-Verkehr nur als Einbahnstraße zu nutzen sind, können von Rädern in beide Richtungen befahren werden. Damit lassen sich Lieferwege verkürzen und Wege effizienter zurücklegen. Außerdem benötigen Lastenräder eine erheblich kleinere Parkfläche.
Inwieweit Logistiklösungen mit Lastenrädern Kommunen helfen können, weiß Carina Heinz, Projektleiterin am Deutschen Institut für Urbanistik: “Wenn es gelingt, den Lieferverkehr – außer in Randzeiten – von den allseits bekannten LKWs und Diesel-Sprintern auf Lastenräder umzustellen, gewinnen alle: Platz, bessere Luft, Aufenthaltsqualität, weniger Konflikte zwischen Fußgängern und Lieferverkehr – und die Händler*innen werden trotzdem zuverlässig und oft sogar noch schneller beliefert. Es sollte wirklich vor allem Städten wichtig sein, Autos zu ersetzen und da sind E-Autos zwar ein Anfang, aber nicht die Lösung. (...) Wenn Städte gute Bedingungen für Last Mile-Lieferflotten schaffen wollen, sind sogenannte Mikrodepots unabdingbar, die eine Struktur an Kleinverteilzentren beziehungsweise Umschlagplätzen schaffen. Da haben Kommunen einen großen Hebel, diese Depots bereitzustellen. Beispielsweise indem sie Bauvorgaben ändern.”
Die "Sprottenflotte“ erobert den ländlichen Raum
Bikesharing nur im urbanen Raum, das war einmal. Im Rahmen eines dreijährigen Modellvorhabens testet die Kiel-Region GmbH - seit Mitte Juli 2023 - im Amt Hüttener Berge und in der Probstei, ob das Fahrradverleihsystem „Sprottenflotte“ auch auf dem Lande funktioniert. Möglich macht dieses Modellvorhaben eine Förderung aus dem Landesprogramm Schleswig-Holstein "Ab aufs Rad“. Mit von der Partie sind die Gemeinden Borgstedt, Brekendorf, Groß Wittensee, Holzbunge, Osterby, Owschlag und Sehestedt. Die Sehestedter Station mit planmäßig sechs Fahrrädern befindet sich direkt neben dem Kanaltreff. Ein attraktives Angebot, über das sich vor allem Feriengäste und viele Tagestouristen in Sehestedt und Umgebung freuen dürften, denn eine Radtour am Nord-OstseeKanal garantiert Shipspotting vom Feinsten. Auch für eine Radtour in die Nachbargemeinden Borgstedt, Klein Königsförde oder Holtsee sind die Standardräder sicher geeignet. Eine Ausstattung mit E-Bikes für längere Radtouren ist vorerst jedoch nicht geplant. Im Amt Probstei nehmen zehn Gemeinden an dem Modellversuch teil. Die Stationen sind unter www.probstei.de/aktiv-an-land zu finden, darüber hinaus gibt es schöne Fahrradtouren zu entdecken.
"Kreuzung frei" - Sensoren in Lübeck melden Falschparker
In der Hansestadt Lübeck melden digitale Sensoren, die im Boden verbaut sind, Falschparker*innen. Insbesondere im Notfall zählt jede Minute für Rettungsdienste oder Feuerwehr. Doch häu-fig können die breiten Einsatzfahrzeuge, vor allem in engen Innenstadtstraßen und Kreuzungsbereichen nicht passieren - aufgrund von Falschparker*innen. Genau dort soll das Projekt "Kreuzung frei" ansetzen. Die Sensoren erfassen, ob sich ein widerrechtlich geparktes Fahrzeug über oder neben ihnen befindet. Diese Messdaten werden datenschutzkonform an den kommunalen Ordnungsdienst weitergeleitet und in Echtzeit 24/7 auf einem Dashboard bereitgestellt. Das Ordnungsamt kann dann geeignete Maßnahmen einleiten, um die Flucht- und Rettungswege freizuhalten. Laut Stadt sind bisher 14 Kreuzungen mit Sensoren ausgestattet, weitere sollen zeitnah folgen. Geplant sind insgesamt 50 Standorte mit rund 300 Sensoren in der Hansestadt. Aufgrund der positiven Erfahrungen habe das Projekt wohl auch schon das Interesse von anderen Städten in Deutschland und Europa hervorgerufen.
Verständnis statt Verbot
In Heikendorf im Kreis Plön steht seit ein paar Wochen ein neues "Verkehrsschild" - es weist auf einen sogenannten Miteinander-Weg hin und hat zum Ziel, dass Radler*innen und Fußgänger*innen mehr Rücksicht aufeinander nehmen. Ausgebaut werden kann dort nicht, denn der Weg verläuft entlang des Wassers. Auch in anderen Gemeinden in Deutschland wurden in den letzten Jahren ein paar solcher Schilder aufgestellt, die zu mehr gegenseitiger Rücksichtnahme aufrufen. Aber kann das funktionieren? Und ist das eine gute Lösung? Was meint ihr? Schreibt uns an redaktion@adfc-sh.de!