Mikrodepots für Lastenräder in Lübeck © Dennis Boldt / ADFC Lübeck

Innovativ mobil in Schleswig-Holstein - vier Beispiele

Mikrodepot, Miteinanderweg und digitale Sensoren - Schleswig-Holstein punktet mit innovativen Mobilitätsideen. Wir stellen vier aktuelle Beispiele vor.

Radlogistik - sauber abliefern

Der Online-Handel boomt, das Paketaufkommen steigt stetig. Lieferfahrzeuge sind aus den Straßen nicht mehr wegzudenken. Das wachsende Lieferverkehrsaufkommen stellt Städte wie Lübeck zunehmend vor Herausforderungen. Im Rahmen eines Pilotprojekts hat die Hansestadt Lübeck jetzt ein Mikrodepot errichtet – als mögliche Lösung für eine emissionsärmere Logistik. Mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr wurde der Umschlagplatz an der Falkenstraße errichtet. Von dort aus werden Sendungen auf Lastenräder statt in Lieferwagen geladen. „Mit diesem Pilotprojekt möchten wir in enger Zusammenarbeit mit Kurier-, Express- und Paketdienstleistern herausfinden, wie wir den städtischen Lieferverkehr zukunftsfähig machen können“, sagt Bausenatorin Joanna Hagen. „Daher haben wir uns bewusst für eine flexible Bauweise entschieden. Wenn sich das Depot an diesem Standort bewährt, wollen wir die Nutzung dort dauerhaft etablieren und können die Module nutzen, um weitere Standorte zu testen.“ Die Auslieferung per Lastenrad hat einige Vorteile gegenüber jener mit dem Lieferfahrzeug. Luftschadstoffe werden vermieden, aber auch Lärm ist eine Emission, die mit dem neuen Pilotprojekt reduziert werden soll. Ein weiterer Vorteil ist das durchlässige Radverkehrsnetz. Viele Straßen, die für den Kfz-Verkehr nur als Einbahnstraße zu nutzen sind, können von Rädern in beide Richtungen befahren werden. Damit lassen sich Lieferwege verkürzen und Wege effizienter zurücklegen. Außerdem benötigen Lastenräder eine erheblich kleinere Parkfläche.

Inwieweit Logistiklösungen mit Lastenrädern Kommunen helfen können, weiß Carina Heinz, Projektleiterin am Deutschen Institut für Urbanistik: “Wenn es gelingt, den Lieferverkehr – außer in Randzeiten – von den allseits bekannten LKWs und Diesel-Sprintern auf Lastenräder umzustellen, gewinnen alle: Platz, bessere Luft, Aufenthaltsqualität, weniger Konflikte zwischen Fußgängern und Lieferverkehr – und die Händler*innen werden trotzdem zuverlässig und oft sogar noch schneller beliefert. Es sollte wirklich vor allem Städten wichtig sein, Autos zu ersetzen und da sind E-Autos zwar ein Anfang, aber nicht die Lösung. (...) Wenn Städte gute Bedingungen für Last Mile-Lieferflotten schaffen wollen, sind sogenannte Mikrodepots unabdingbar, die eine Struktur an Kleinverteilzentren beziehungsweise Umschlagplätzen schaffen. Da haben Kommunen einen großen Hebel, diese Depots bereitzustellen. Beispielsweise indem sie Bauvorgaben ändern.”

Im Interview verrät Carina Heinz uns weitere spannende Beispiele aus der Praxis und viele Tipps für Kommunen, die in der Lastenradlogisitik “eine Meile machen wollen”.

 

Die "Sprottenflotte“ erobert den ländlichen Raum

Bikesharing nur im urbanen Raum, das war einmal. Im Rahmen eines dreijährigen Modellvorhabens testet die Kiel-Region GmbH - seit Mitte Juli 2023 - im Amt Hüttener Berge und in der Probstei, ob das Fahrradverleihsystem „Sprottenflotte“ auch auf dem Lande funktioniert. Möglich macht dieses Modellvorhaben eine Förderung aus dem Landesprogramm Schleswig-Holstein "Ab aufs Rad“. Mit von der Partie sind die Gemeinden Borgstedt, Brekendorf, Groß Wittensee, Holzbunge, Osterby, Owschlag und Sehestedt. Die Sehestedter Station mit planmäßig sechs Fahrrädern befindet sich direkt neben dem Kanaltreff. Ein attraktives Angebot, über das sich vor allem Feriengäste und viele Tagestouristen in Sehestedt und Umgebung freuen dürften, denn eine Radtour am Nord-OstseeKanal garantiert Shipspotting vom Feinsten. Auch für eine Radtour in die Nachbargemeinden Borgstedt, Klein Königsförde oder Holtsee sind die Standardräder sicher geeignet. Eine Ausstattung mit E-Bikes für längere Radtouren ist vorerst jedoch nicht geplant. Im Amt Probstei nehmen zehn Gemeinden an dem Modellversuch teil. Die Stationen sind unter www.probstei.de/aktiv-an-land zu finden, darüber hinaus gibt es schöne Fahrradtouren zu entdecken.

 

 

"Kreuzung frei" - Sensoren in Lübeck melden Falschparker

In der Hansestadt Lübeck melden digitale Sensoren, die im Boden verbaut sind, Falschparker*innen. Insbesondere im Notfall zählt jede Minute für Rettungsdienste oder Feuerwehr. Doch häu-fig können die breiten Einsatzfahrzeuge, vor allem in engen Innenstadtstraßen und Kreuzungsbereichen nicht passieren - aufgrund von Falschparker*innen. Genau dort soll das Projekt "Kreuzung frei" ansetzen. Die Sensoren erfassen, ob sich ein widerrechtlich geparktes Fahrzeug über oder neben ihnen befindet. Diese Messdaten werden datenschutzkonform an den kommunalen Ordnungsdienst weitergeleitet und in Echtzeit 24/7 auf einem Dashboard bereitgestellt. Das Ordnungsamt kann dann geeignete Maßnahmen einleiten, um die Flucht- und Rettungswege freizuhalten. Laut Stadt sind bisher 14 Kreuzungen mit Sensoren ausgestattet, weitere sollen zeitnah folgen. Geplant sind insgesamt 50 Standorte mit rund 300 Sensoren in der Hansestadt. Aufgrund der positiven Erfahrungen habe das Projekt wohl auch schon das Interesse von anderen Städten in Deutschland und Europa hervorgerufen.

 

 

Verständnis statt Verbot

In Heikendorf im Kreis Plön steht seit ein paar Wochen ein neues "Verkehrsschild" - es weist auf einen sogenannten Miteinander-Weg hin und hat zum Ziel, dass Radler*innen und Fußgänger*innen mehr Rücksicht aufeinander nehmen. Ausgebaut werden kann dort nicht, denn der Weg verläuft entlang des Wassers. Auch in anderen Gemeinden in Deutschland wurden in den letzten Jahren ein paar solcher Schilder aufgestellt, die zu mehr gegenseitiger Rücksichtnahme aufrufen. Aber kann das funktionieren? Und ist das eine gute Lösung? Was meint ihr? Schreibt uns an redaktion@adfc-sh.de!

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Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 215.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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