Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Landesverband Schleswig-Holstein e. V.

Rund 15 Prozent der Schleswig-Holsteiner*innen pendeln über Kreis- oder Landesgrenzen zur Arbeit, das entspricht fast 500.000 Berufstätigen (laut Pendleratlas 2023). Dabei sind immer mehr von ihnen multimodal unterwegs, das heißt sie nutzen verschiedene Verkehrsmittel, um zum Ziel zu kommen. So könnte jemand beispielsweise mit dem Fahrrad zum nächsten Bahnhof fahren, es dort abschließen und von da aus weiter mit dem Zug fahren. Diese Verknüpfung von Fahrrad und Bahn nennt man „Bike and Ride“.

Beim Pendeln auf Teilstrecken das Fahrrad zu nutzen liegt im Trend, denn es bringt viele Vorteile mit sich:

Radfahren fördert die Zufriedenheit und Gesundheit der Nutzer*innen. Fahrräder sind leise, benötigen deutlich weniger Platz, stoßen keine Schadstoffe aus und der Bau von Fahrradabstellanlagen kostet die Allgemeinheit weniger als der eines Autoparkplatzes. Wo Platz für ein Auto ist, können zehn Fahrräder abgestellt werden: Während ein parkender Pkw im Durchschnitt 12 m² benötigt, kommt ein abgestelltes Fahrrad mit 1,2 m² aus.

 

Gibt es in Schleswig-Holstein an jedem Bahnhof genügend gute Radabstellanlagen?

Leider nein. Der ADFC Schleswig-Holstein hat alle 180 Bahnhaltepunkte (inkl. S-Bahn-Halte) in Schleswig-Holstein gecheckt. Diese Überprüfung hat ergeben, dass 16 Prozent der lokalen Bahnhöfe über keine guten Abstellanlagen für Fahrräder verfügen. 

Um den Umstieg auf Rad und Bahn möglichst attraktiv zu gestalten, sind jedoch gute und auch sichere Abstellanlagen unverzichtbar.

 

Note

1

2

3

4

5

6

Bahnhalte Anzahl

28

33

44

22

24

29

Bahnhalte Prozent

16%

18%

24%

12%

13%

16%

 

Was steckt hinter den Noten?

Der Bike+Ride Test des ADFC Schleswig-Holstein hat die Fahrradabstellanlagen an jedem Bahnhalt in Schleswig-Holstein mit Schulnoten bewertet. Wie ein guter Stellplatz aussieht und welche Faktoren zu einer bessere Bewertung führen, ist unter Methodik sowie Häufige Fragen dargestellt.

Schulnote 1Auf 6 Fahrgäste kommt mindestens ein guter Stellplatz. Von diesen sind 50 Prozent überdacht und es gibt sichere Abstellmöglichkeiten in Sammelschließanlagen oder Fahrradboxen.
Schulnote 2Auf 10 Fahrgäste kommt mindestens ein guter Stellplatz. Von diesen sind  50 Prozent überdacht.
Schulnote 3Auf 10 Fahrgäste kommt mindestens ein guter Stellplatz.
Schulnote 4Auf 15 Fahrgäste kommt mindestens ein guter Stellplatz.
Schulnote 5Auf 15 Fahrgäste kommt weniger als ein guter Stellplatz.
Schulnote 6Es sind gar keine guten Stellplätze vorhanden.

 

Welche Bedeutung hat „Bike and Ride“ für das Rad- und Bahnfahren?

Ob zur Arbeit, zur Schule oder in die nächste Stadt: Reisenden sollte stets eine umweltfreundliche Mobilität ermöglicht werden. Diese Voraussetzung ist ein wichtiger Baustein für die Teilnahme am öffentlichen Leben. Besonders in Regionen ohne gute Busverbindungen zum nächsten Bahnhof fällt die Wahl des Verkehrsmittels häufig auf das Auto. Gute und sichere Radabstellanlagen können hier den Ausschlag geben für die Wahl des Fahrrades auf dem Weg zum Bahnhof. Mit einem Fahrrad erreicht eine durchschnittliche Person Ziele in rund fünf Kilometer Entfernung, mit elektrischer Unterstützung erhöht sich dieser Radius auf bis zu 10 Kilometer im Durchschnitt (Quelle: 1, 2).

Welche Vorteile bieten gute Radabstellanlagen?

Für viele Radfahrende ist eine sichere und wettergeschützte Abstellmöglichkeit für ihr Fahrrad an Umsteigepunkten von großer Bedeutung und trägt maßgeblich dazu bei, für den Weg zum Bahnhof das Rad zu nutzen. Fahrräder sind alltägliche Verkehrsmittel und sollen deshalb vor Diebstahl, Wind und Wetter sowie Vandalismus geschützt werden. Diese Ansprüche steigen auch durch die vermehrte Nutzung und Verbreitung von hochwertigen Fahrrädern und E-Bikes. Gute Radabstellanlagen bedienen diese Bedürfnisse und werten zudem den jeweiligen Bahnhalt auf.

Methodik

Als Grundlage des “Bike+Ride”-Tests dienen Daten der NAH.SH über Anzahl und Ausgestaltung der Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen. Die Daten wurden zuletzt 2024 aktualisiert. In Einzelfällen fand eine Naherfassung vor Ort durch den ADFC SH statt.

U-Bahnhaltestellen blieben unberücksichtigt.

Die Zahlen der Ein-und Aussteiger wurden von der NAH.SH bzw. der Deutschen Bahn (S-Bahn Hamburg) erfasst. Die Daten stammen aus dem Jahr 2023.

An Bahnhöfen, an denen verschiedene Bahnlinien beginnen und enden, gibt es einen nicht unerheblichen Anteil Umsteiger, also Menschen, die zwar einen Zug verlassen, dann aber ihre Fahrt mit einem anderen Zug fortsetzen. Diese Menschen benötigen am Umstiegsbahnhof keine Radabstellanlage. Grundsätzlich werden auch Umsteiger bei den Ein- und Austeigerzahlen mitgezählt. Mit Hilfe von Daten der NAH.SH wurden wurden beim “Bike+Ride”-Test Umsteiger bei der Bewertung berücksichtigt.

So setzten sich die Noten zusammen

Schulnote 1Auf 6 Fahrgäste kommt mindestens ein guter Stellplatz. Von diesen sind 50 Prozent überdacht und es gibt sichere Abstellmöglichkeiten in Sammelschließanlagen oder Fahrradboxen.
Schulnote 2Auf 10 Fahrgäste kommt mindestens ein guter Stellplatz. Von diesen sind  50 Prozent überdacht.
Schulnote 3Auf 10 Fahrgäste kommt mindestens ein guter Stellplatz.
Schulnote 4Auf 15 Fahrgäste kommt mindestens ein guter Stellplatz.
Schulnote 5Auf 15 Fahrgäste kommt weniger als ein guter Stellplatz.
Schulnote 6Es sind gar keine guten Stellplätze vorhanden.

Bitte beachten: 

Schulnote 2 kann nur erreicht werden, wenn zusätzlich um Verhältnis Stellplätze zu Fahrgästen von 10 zu 1, 50 Prozent der Stellplätze überdacht sind.

Schulnote 1 kann nur erfordert ein Verhältnis von Stellplätzen zu Fahrgästen von 6 zu 1, 50 Prozent Überdachung und das Vorhandensein von sicheren Abstellmöglichkeiten.

 

Kategorien & Bewertungskriterien

Als gute Radabstellanlagen bewertet der ADFC Schleswig-Holstein 

  • Anlehnbügel
  • Doppelstockparker mit Anlehnbügel
  • Hoch-Tiefparker mit Anlehnbügel
  • Vorderradparker mit Anlehnbügel
  • Fahrradboxen und Sammelschließanlagen

Vorderradhalter, bei denen das Fahrrad lediglich am Vorderrad eingeklemmt wird, fallen aus der Wertung. Diese Abstellanlagen sind nicht geeignet, Fahrräder zeitgemäß zu sichern. Es besteht keine Möglichkeit, den Rahmen anzuschließen. Zudem fallen so abgestellte Räder leicht um.

Qualität wird belohnt

Vorderradparker mit Anlehnbügeln und Doppelstockparker mit Anlehnbügeln werden besser bewertet als einfache Ausführungen ohne zusätzlichen Bügel.

Auch wenn das Verhältnis von Ein- und Aussteigenden zu Stellplätzen für den entsprechenden Notenpunkt nicht erreicht wird, kann es in Einzelfällen zu einer besseren Bewertung (bis zu einem Notenpunkt) kommen, wenn die vorhandenen Stellplätze qualitativ besonders hochwertig sind. Eine entsprechende Aufwertung erfolgt durch die Kriterien Überdachung, Sicherheit und Beschaffenheit der Abstelleinrichtung.

Der zusätzliche Bügel macht an diesen Abstellanlagen den Unterschied. So wird das Fahrrad nicht nur gegen Umfallen gesichtert - der Bügel ermglicht es auch, das Fahrrad an mehreren Stellen am Rahmen mit der Abstellanlage zu verschließen.

Ebenso zu einer Aufwertung führt eine sichere Abstellanlage. Entweder durch eine Sammelschließanlage oder durch Fahrradboxen oder ähnliche Einrichtungen. Ein Dach schützt vor Wettereinflüssen und führt ebenso zu einer Aufwertung bei der Note.

Aktiv werden

Sie wollen die “Bike+Ride”-Situation Ihrer Kommune verbessern?

Dann wenden Sie sich an die Abteilung Bahnhöfe und Verkehrsverknüpfung der NAH.SH GmbH.

Diese bieten mit dem “Bike+Ride”-Programm Kommunen mit einem Bahnhalt ein ausführliches Angebot auf dem Weg zu attraktiveren Radabstellanlagen - von der Unterstützung bei der Planung bis hin zur Vermietung und Öffentlichkeitsarbeit. Zudem stellt das Land über ein eigenes Förderprogramm finanzielle Mittel bei der Umsetzung zur Verfügung. Hier unterstützt NAH.SH zudem bei der Antragstellung.

Weitere Informationen finden Sie hier: www.nah.sh/b-r-foerderung 

 

Auch die Deutsche Bahn bietet eine eigene “Bike+Ride”-Offensive an. Informationen dazu finden Sie hier: https://bikeandride.bahnhof.de/bikeandride

Kontakt unter bikeandride [at] deutschebahn.de

 

Onlinesprechstunden

Welche Fahrradständer sind die richtigen? Wie funktioniert das mit der Förderung und den Anträgen? Was mache ich, wenn die favorisierte Fläche der Deutschen Bahn gehört? Und welche weiteren Angebote und Maßnahmen können umgesetzt werden, um den Bahnhof und das direkte Umfeld aufzuwerten?

In zwei Onlinesprechstunden haben Sie die Möglichkeit Ihre Fragen zu stellen. Zu Beginn der Veranstaltungen stellt das NAH.SH-Team "Bahnhöfe und Verkehrsverknüpfung" das B+R Förderprogramm, die Voraussetzungen und den Beratungs- und Planungsprozess vor. Im Anschluss gibt es ausreichend Zeit für Ihre Fragen. Die Veranstaltung dauert 60 Minuten.

30. Juli 2025, 16 Uhr zur Anmeldung

5. August 2025, 19 Uhr zur Anmeldung

Bitte melden Sie sich für eine der Veranstaltungen über das ADFC-Portal an.

Ergebnisse als Download

Die Ergebnisse können HIER als Exceltabelle herunter geladen werden.

Das Projekt wird gefördert durch

Bingo! - Die Umweltlotterie Schleswig-Holstein

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