Gut 15 Prozent Schleswig-Holsteiner*innen pendeln über Kreisgrenzen zur Arbeit. Das sind fast 500.000 Berufstätige (Bundesagentur für Arbeit, 2021), die sich täglich oder mehrmals wöchentlich für das Auto, die Bahn oder das Fahrrad entscheiden. Dabei setzen immer mehr Menschen auf eine Kombination der Verkehrsarten, sind also „multimodal“ unterwegs, das heißt sie fahren zum Beispiel mit dem Fahrrad zum Bahnhof.

Diese Verknüpfung, bei der das Fahrrad an einem Bahnhof über einen längeren Zeitraum abgestellt wird, nennt man „Bike+Ride“.

Beim Pendeln auf Teilstrecken das Fahrrad zu nutzen liegt im Trend, denn es bringt viele Vorteile mit sich:

Radfahren fördert die Zufriedenheit und Gesundheit der Nutzer*innen. Fahrräder sind leise, benötigen deutlich weniger Platz, stoßen keine Schadstoffe aus und der Bau von Fahrradabstellanlagen kostet die Allgemeinheit weniger als der eines Autoparkplatzes. Wo Platz für ein Auto ist, können zehn Fahrräder abgestellt werden. Während ein parkender Pkw im Durchschnitt 12 m²benötigt, kommt ein abgestelltes Fahrrad mit 1,2 m² aus.

 

Folglich müssten doch ausreichend Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen vorhanden sein?

Leider nein. Der ADFC Schleswig-Holstein hat alle 179 Bahnhaltepunkte (inkl. S-Bahn-Halte) in Schleswig-Holstein gecheckt. Diese Überprüfung hat ergeben, dass 25 Prozent, also ein Viertel, der lokalen Bahnhöfe über keine und weitere 22 Prozent nur über deutlich zu wenige Abstellanlagen für Fahrräder verfügen. Damit sind fast die Hälfte der Bahnhalte im Test durchgefallen.

Um den Umstieg auf Rad und Bahn möglichst attraktiv zu gestalten, sind jedoch gute und auch sichere Abstellanlagen unverzichtbar.

 

Note

1

2

3

4

5

6

Bahnhalte Anzahl

18

35

14

28

40

44

Bahnhalte Prozent

10

19

8

16

22

25

Welche Bedeutung hat „Bike+Ride“ für das Rad- und Bahnfahren?

Ob zur Arbeit, zur Schule oder in die nächste Stadt, Reisenden sollte stets eine umweltfreundliche Mobilität ermöglicht werden. Diese Voraussetzung ist ein wichtiger Baustein für die Teilnahme am öffentlichen Leben. Besonders in Regionen ohne gute Busverbindungen zum nächsten Bahnhof, fällt die Wahl des Verkehrsmittels häufig auf das Auto. Gute und sichere Radabstellanlagen können hier den Ausschlag für die Wahl des Fahrrades auf dem Weg zum Bahnhof geben. Mit einem Fahrrad erreicht eine durchschnittliche Person Ziele in 10 Minuten Entfernung, mit elektrischer Unterstützung erhöht sich dieser Radius auf bis zu 10 Kilometer im Durchschnitt.

Welche Vorteile bieten gute Radabstellanlagen?

Für viele Radfahrende ist eine sichere und wettergeschützte Abstellmöglichkeit für ihr Fahrrad an Umsteigepunkten von großer Bedeutung und trägt maßgeblich dazu bei für den Weg zum Bahnhof das Rad zu nutzen. Fahrräder sind alltägliche Verkehrsmittel und sollen deshalb vor Diebstahl, Wind und Wetter, aber Vandalismus geschützt werden. Diese Ansprüche steigen auch durch die vermehrte Nutzung und Verbreitung von hochwertigen Fahrrädern und E-Bikes. Gute Radabstellanlagen bedienen diese Bedürfnisse undwerten zudem den jeweiligen Bahnhalt auf.

Methodik

Als Datengrundlage für die Erhebung wurde eine Erfassung der NAH.SH GmbH aus dem Jahr 2020 genutzt. In dieser wurden alle Bahnhalte im Januar und Februar 2020 besichtigt und die vorhandene Fahrradabstellinfrastruktur erfasst und kategorisiert. Diese Daten wurden im Januar 2023 um alle Abstellanlagen ergänzt, welche im Rahmen des NAH.SH „Bike+Ride“-Programms seit 2020 errichtet wurden oder noch im Jahr 2023 errichtet werden sollen. Entsprechend kann es hier zu Abweichungen kommen. U-Bahn-Haltestellen wurden nicht erfasst.

Die Fahrgastzahlen der S-Bahn-Halte stammen von der Deutschen Bahn aus dem Jahr 2019, alle übrigen Fahrgastzahlen von der NAH.SH GmbH aus dem Jahr 2020.

Kategorien & Bewertungskriterien
Insgesamt wurden die Abstellanlagen nach folgenden Kategorien untersucht: Standorte, welche weiter als 500 Meter vom Bahnhof entfernt sind, wurden nicht berücksichtigt. Die Klassifizierung orientiert sich am Raster von Schulnoten von 1 bis 6.

Als "gute" Radabstellanlagen bewertet der ADFC Schleswig-Holstein Fahrradbügel, sog. Doppelstockparker, aber auch Fahrradboxen und Sammelschließanlagen. Sog. „Vorderradparker“, bei denen das Fahrrad nur am Vorderrad angelehnt, eingeklemmt und angeschlossen werden kann, wurden aus der Bewertung genommen, da Sie den Anforderungen an ein sicheres und beschädigungsfreies Parken des ADFC Schleswig-Holstein nicht genügen.

1

Auf 6 Fahrgäste kommt mindestens ein guter Stellplatz. Von diesen sind 50 Prozent überdacht sein, und es gibt die Möglichkeit der sicheren Abstellmöglichkeit in der Sammelschließanlage oder ein Fahrradbox.

2

Auf 10 Fahrgäste kommt mindestens ein guter Stellplatz. Von diesen sind 50 Prozent überdacht.

3

Auf 10 Fahrgäste kommt mindestens ein guter Stellplatz.

4

Auf 15 Fahrgäste kommt mindestens ein guter Stellplatz.

5

Auf 15 Fahrgäste kommt weniger als ein ein guter Stellplatz.

6

Es sind gar keine guten Stellplätze vorhanden.

Sie wollen die „Bike+Ride“-Situation Ihrer Kommune verbessern?

Dann wenden Sie sich an die Abteilung Bahnhöfe und Verkehrsverknüpfung der NAH.SH GmbH.

Diese bieten mit dem „Bike+Ride“-Programm Kommunen mit einem Bahnhalt ein ausführliches Angebot auf dem Weg zu attraktiveren Radabstellanlagen auch bei Ihnen. Von der Unterstützung bei der Planung über die Förderung bis hin zur  Vermietung und Öffentlichkeitsarbeit.

Weitere Informationen finden Sie hier: www.nah.sh/b-r-foerderung         

 

Auch die Deutsche Bahn bietet eine eigene „Bike+Ride“-Offensive an. Kontakt unter bikeandride [at] deutschebahn.de. Informationen dazu finden Sie hier: https://www1.deutschebahn.com/bikeandride

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