Badestelle am See im Naturpark Lauenburgische Seen im Sommer

Badestelle am See im Naturpark Lauenburgische Seen im Sommer © ADFC SH

Zuhause ist es doch am schönsten!

In Schleswig-Holstein gibt es vier Regionen, die sich zum Ziel gesetzt haben, sich vom ADFC als RadReiseRegion zertifizieren zu lassen; zwei von ihnen werden nun auch vom Land gefördert. Henning von Schöning hat sich vor Ort ein Bild gemacht.

Herzogtum Lauenburg – etablierte Radreiseregion

Das Herzogtum Lauenburg ist ein beliebtes Sonntagsausflugsziel, schon deshalb, weil man von Hamburg aus gut mit der Bahn dahin kommt. Infolgedessen hat sich viel Gastronomie zum Einkehren etabliert. Zudem bietet diese Region viele attraktive Ziele, die bei den Tagesausflügler*innen für reichlich Abwechslung sorgen können. Beliebt sind die direkt an Seen gelegenen Altstädte von Ratzeburg und Mölln. Ein Ausflug in den Naturpark Lauenburgische Seen ist etwas Besonderes, denn dort konnten sich in der Abgeschiedenheit der ehemaligen innerdeutschen Grenze Biotope etablieren, die das Herz derjenigen höher schlagen lassen, die abwechslungsreiche Natur erleben und zwischendurch zur Abkühlung in einen See springen wollen.

Für die ADFC-Zertifizierung als RadReiseRegion hat der Kreis Herzogtum Lauenburg schon viele Voraussetzungen erfüllt und deshalb gute Chancen auf eine baldige Zertifizierung. Dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus ist es wichtig, das Bundesland Schleswig-Holstein schon in drei Jahren mit dem Vorhandensein zertifizierter RadReiseRegionen zu bewerben. Dabei setzt es auf den Kreis Herzogtum Lauenburg und fördert die Entwicklung zur ADFC-zertifizierten RadReiseRegion.

Ostseefjord-Region Schlei – filmreife Landidylle

Am Ostseefjord Schlei gibt es mit Schleswig eine geschichtsträchtige Stadt, mit Kappeln eine Hafenstadt-Idylle und sonst ganz viele idyllische Dörfer. Das zieht auch Filmemacher an. Deren Filme wecken bei vielen Menschen den Wunsch, diese Landidylle im Urlaub zu erleben und die Drehorte zu besuchen. So haben sich besonders Kappeln und Umgebung zu einem Tourismus-Magneten entwickelt, und zwar mit den bekannten negativen Folgen wie beispielsweise Lärm durch Autoverkehr an Land und durch Motorbootverkehr auf dem Wasser. Das aber schadet besonders einem Tourismus, der von der Suche nach einer Landidylle lebt. Also wirbt die Region nun unter anderem mit dem Slogan „Entspannt autofrei urlauben“ und fördert den leisen Fahrradurlaub. Zudem wird die Ostsee zwischen der Geltinger Bucht und der Schleimündung unter Naturschutz gestellt. Zuliebe der Schweinswale wird es auf dem Meer ein Tempolimit für Motorboote geben - auch ganz schön, ohne den Lärm von Speedbooten auf dem Ostseeküstenweg zu radeln.

Parallel dazu werden Leihradstationen aufgebaut, an denen Fahrräder mittels einer Handy-App entliehen und an jeder anderen beliebigen Station abgegeben werden können. Die Tourismusstrategie dahinter ist so zukunftsweisend und innovativ, dass sich die Schlei-Region mit Unterstützung aus dem Wirtschafts- und Verkehrsministerium zur zertifizierten ADFC-RadReiseRegion entwickeln soll.

Doch nicht nur die vom Land nun geförderten Regionen Ostseefjord Schlei und Herzogtum Lauenburg können punkten. Auchdie zwei anderen Bewerber, Dithmarschen und die Holsteinische Schweiz, lohnen sich für einen Radreise-Besuch.

Dithmarschen – weiter Himmel und gute Radwege

Südlich der nordfriesischen Tourismushochburgen Sylt, Amrum und St. Peter Ording liegt der Kreis Dithmarschen. Von Neumünster aus fahren Züge nach Heide, der “Hauptstadt” von Dithmarschen. In denen ist immer genug Platz für die Fahrradmitnahme. Wenn man vom Heider Bahnhof losradelt, weiß man schon nach wenigen Kilometern, dass Radreisende in Dithmarschen willkommen sind. Es gibt glatt asphaltierte Radwege, Fahrradstraßen, die mittels vieler Fahrradpiktogramme deutlich als solche ausgewiesen sind, und gute Beschilderungen für den Radverkehr – sehr praktisch, denn an den vielen windigen Tagen möchte man keine Landkarte auffalten.

Sandstrände hat Dithmarschen kaum zu bieten. Deshalb kommen selbst in der zweiten Juli-Hälfte nicht massenhaft Touristen. Aber mit dem Wattenmeer jenseits des Außendeichs und den vielen Weiden mit grasenden Schafen und rastenden Vögeln diesseits des Außendeichs hat das Radeln nahe der Küste außergewöhnliche Naturerlebnisse unter einem weiten Himmel zu bieten.

Holsteinische Schweiz – mehr als Meer mit 200 Seen

Malente-Gremsmühlen und Plön liegen in der Mitte der Holsteinischen Schweiz. Wenn man an den Bahnhöfen dort aus dem Zug steigt, sieht man gleich auf das Wasser, nämlich auf das des Dieksees bzw. des Großen Plöner Sees. Schon nach wenigen Kilometern ist man auf Feldwegen mitten zwischen Seen und Hügeln. Für Tourenradler*innen mit ihrem vielen Gepäck ist das beschwerlich und für Rennräder auch nicht geeignet. Aber für den gemütlichen Tagesausflug geht das, wenn man nicht den Anspruch hat, viele Kilometer zu fressen. Kilometer fressen muss man allerdings, wenn man auf einen Tagesausflug zum Ba den in der Ostsee an der Hohwachter Bucht radeln möchte. Aber der Weg dahin vorbei an vielen Gutshäusern und Fachwerkhäusern lohnt sich und das Ankommen an den Binnenseen hinter der Hohwachter Bucht mit ihrer reichen Vogelwelt erst recht. Es wäre eine Chance für einen nachhaltigen Tourismus, wenn die stillgelegte Bahnstrecke zwischen Malente und dem nahe der Hohwachter Bucht gelegenen Lütjenburg reaktiviert werden würde. Planungen dafür gibt es bereits.

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