Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Landesverband Schleswig-Holstein e. V.

zwei Menschen fahren mit ihren Fahrrädern auf einem Weg unter grünen Laubbäumen

Idyllische Radtouren auf dem Ochsenweg © sh-tourismus.de/mocanox

Neues Leben für alte Wege - der historische Ochsenweg als neue Qualitätsradroute

Der Ochsenweg in Schleswig-Holstein wird zur Qualitätsradroute ausgebaut. Wir haben von Katharina Kruse von der Geschäftsstelle des Schleswig-Holstein Binnenland Tourismus e.V. u.a erfahren, worauf sich Radfahrer*innen dabei freuen können.

Der Ochsenweg, einer der ältesten Radfernwege Schleswig-Holsteins, der teilweise noch dem historischen Landweg durch Schleswig-Holsteins Binnenland folgt, soll zur ersten Qualitätsradroute des Bundeslandes ausgebaut werden. Um die Zertifizierung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC e.V.) zu erhalten, wird die Strecke derzeit umfassend modernisiert. Mit einer Gesamtlänge von 230 Kilometern (mit Ost- und Westroute 540 Kilometer) bietet der Ochsenweg ein abwechslungsreiches Radfahrerlebnis. Die flache Landschaft eignet sich sowohl für ausgedehnte Radreisen als auch für kürzere Tagestouren. Dank der zahlreichen Bahnhöfe entlang der Strecke können Radfahrer*innen ihre Touren individuell gestalten und abkürzen. 

Ost- und Westroute: Für jeden  Geschmack etwas dabei

Der Ochsenweg ist in eine Ost- und eine Westroute unterteilt. Die Ostroute führt durch belebtere, historisch bedeutende Städte wie Neumünster und Bad Bramstedt, während die Westroute durch idyllische, ländliche Gebiete führt. Die Ost-Route des Ochsenweges ist zugleich D-Route 7 und EuroVelo Route 3 - Radfahrer*innen können ihre Route im Süden also auf dem Jakobsweg fortführen, während der Weg in Dänemark als Hærvej (dt. Heerweg) bis zur Grenze nach Norwegen und darüber hinaus führt. Neben den klassischen Unterkünften gibt es entlang des Weges auch Campingplätze und Heuherbergen oder auch Naturrastplätze des Projekts „Wildes Schleswig-Holstein”.

Hinter den Kulissen:  Ein Jahr Vorbereitung

Die Arbeiten am Ochsenweg begannen Ende 2022. Das erste Jahr war vor allem von organisatorischen Aufgaben geprägt. Zunächst wurde das Infrastrukturmanagement-Büro „Lebensraum Zukunft“ beauftragt, um Mängel entlang der Strecke zu identifizieren, die nun nach und nach behoben werden. Dazu gehören unter anderem die Verbesserung der Beschilderung, die Optimierung der Wegequalität, aber auch der Wegbreiten. Die Modernisierung des Ochsenwegs ist ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem alle gefragt sind: Kreise, Ämter, Gemeinden, aber auch beispielsweise der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) arbeiten eng zusammen. Ein Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit ist der geplante Neubau des landesstrassenbegleitenden Radweges entlang der L116 zwischen Lägerdorf und Hohenfelde.

Sehenswertes am Wegesrand

Neben der Verbesserung der Infrastruktur wird auch das Angebot für Radfahrer*innen erweitert. Dafür werden Rastplätze erweitert und neu geschaffen und Fahrrad-Servicestationen eingerichtet. Auch die Gastronomie, die Sehenswürdigkeiten und das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten, insbesondere Bett+Bike-Betriebe, werden ausgebaut. Dabei sollen möglichst viele Betriebe über eine Partnerschaft den Radfernweg bereichern. So soll die Radroute für Tagesausflügler*innen als auch Radreisende das entsprechende Angebot vorhalten. Übrigens: Der Ochsenweg sucht stetig weiter nach Partnerschaften, um die Erlebnisse und Möglichkeiten entlang des Weges auszubauen! Dabei warten jetzt schon an jeder Ecke Sehenswürdigkeiten. Unser Tipp: Bei der Radtour sollte nicht nur nach vorne, sondern auch nach links und rechts geschaut werden und der eine oder andere Halt eingeplant werden.

In Rendsburg kann die Schwebefähre bestaunt werden, im Arboretum in Ellerhoop lässt sich eine malerische Pause einlegen, das Rosarium in Uetersen bezaubert mit Blütenduft von über 900 Rosen, am Danewerk spürt man den Hauch von Geschichte, im archäologisch-landeskundlichen Arnkielpark in Oeversee gibt es sieben imposante Großsteingrab-Anlagen zu entdecken und im Caspar-von-Saldern-Haus geht man auf Spurensuche einer holsteinischen Bauern- und Beamtenfamilie. Um die Geschichte des Ochsenwegs noch lebendiger zu machen, wurden die Erzählfiguren Freya und Tjark geschaffen, deren Hörgeschichten entlang des Weges abrufbar sein werden. Von ihnen erfahren Radfahrer*innen auf dem Ochsenweg Wissenswertes, Spannendes und Unterhaltsames rund um Historie, Landwirtschaft und Sehenswürdigkeiten. In Oeversee diskutieren das Vater-Tochter-Gespann beispielsweise die Folgen der Schlacht von 1846 und besuchen das älteste Gasthaus Schleswig-Holsteins. Am Danewerk machen sie eine gedankliche Zeitreise in die faszinierende Welt der Wikinger. In Hohenlockstedt lernen sie, warum Käse aus Schleswig-Holstein weltweit so beliebt ist, entdecken in der Liether Kalkgrube geologische Schätze und erfahren in Ellerhoop, warum Moore so wichtige Kohlenstoffspeicher sind.

Geschichte trifft Moderne

Ein besonderes Augenmerk liegt zum einen auf der reichen Geschichte des Ochsenwegs. Zwischen Lohe-Föhrden und Kropp befindet sich beispielsweise - an einer Alternativstrecke gelegen - der am besten erhaltene historische Abschnitt der Strecke, der durch den malerischen Kropper Busch führt. Perfekt für alle, die es lieben, auch etwas „offroad“ unterwegs zu sein – mit dem geeigneten Fahrrad versteht sich. Zumal das Hotel Kropper Busch schon offizieller Partner des Ochsenwegs ist und auf Fahrradbesuch ausgelegt ist. „Du büs Kropper Busch noch ni vörbi“ - dieser historische Satz prangt schon seit 1911 am Giebel des Jagdzimmers. Noch viele weitere deutsch-dänische Anekdoten oder  Geschichten zur Landwirtschaft gestern, heute, morgen stehen im Mittelpunkt und sollen gemeinsam mit dem neuen Erscheinungsbild die Attraktivität des Ochsenwegs steigern. Entlang des Weges können sich Radfahrer*innen an Infotafeln über die Geschichte und Besonderheiten der Region informieren. Videoporträts von lokalen Bauernhöfen, der sogenannte „Hofschnack“, geben Einblicke in die Landwirtschaft und zeigen die große Vielfalt der Betriebe. Einzelne dieser Höfe werden dann auch für Besucher*innen geöffnet sein.

ADFC-Zertifizierung und Zeitplan

Die Befahrung durch den ADFC ist aktuell für das Frühjahr 2026 geplant. Das Projekt, das ursprünglich im September 2025 abgeschlossen sein sollte, wurde vom Wirtschaftsministerium nun auch verlängert, um anschließend letzte Mängel beseitigen zu können. Die offizielle Verleihung der Zertifizierung erfolgt dann voraussichtlich noch 2026. Natürlich müssen Radreisende nicht auf die Zertifizierung durch den ADFC warten. Auch jetzt schon ist der Ochsenweg ein spannendes Radreise-Gebiet, das besonders vor dem großen Ansturm ein weitestgehend unentdecktes Juwel ist.

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https://sh.adfc.de/artikel/neues-leben-fuer-alte-wege-der-historische-ochsenweg-als-neue-qualitaetsradroute

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