
Vom Plan zur Pedale: Diese Visualisierung zeigt das Potenzial für die Mobilität in SH, wenn die Radschnellwege realisiert werden. © Metropolregion Hamburg, Lorenz Siegel Copenhagenize
Radschnellwege in SH
Sie sind ein Schlüssel zur Mobilitätswende und in allen Verkehrsstrategien verankert. Doch auch Jahre nach den ersten Überlegungen ist in Schleswig-Holstein kaum ein Kilometer gebaut worden. Was sind die Gründe für das anhaltende "Schneckentempo"?
In Schleswig-Holstein konzentrieren sich die Bemühungen vor allem auf zwei große Projekte: die vier Radpremiumrouten der KielRegion und die fünf Radrouten Plus der Metropolregion Hamburg. Radschnellwege (RSW) sind so attraktiv, weil sie durch ihre Breite, geringe Steigung, Kreuzungsfreiheit und hohe Qualität Pendler*innen eine echte Alternative zum Auto bieten. Sie versprechen kürzere Reisezeiten, weniger Stau und einen direkten Beitrag zum Klimaschutz. Doch während auf dem Papier große Netze geplant sind, liegt die Realität weit hinter den Erwartungen zurück. Bisher ist kaum ein Kilometer gebaut, und die Umsetzung stockt sowohl in der KielRegion als auch im Umland Hamburgs. Wir schauen uns den aktuellen Stand an und beleuchten die Gründe für das anhaltende Schneckentempo.
Das plant die KielRegion
Die KielRegion plant die Realisierung von vier Radpremiumrouten in den folgenden Korridoren:
- Plön – Preetz – Schwentinental – Kiel
- Eckernförde – Gettorf – Kiel
- Stein – Laboe – Kiel
- Neumünster – Bordesholm – Kiel
Planung und Qualitätsstandards
Die politischen Beschlüsse für dieses Vorhaben basieren auf dem Masterplan Mobilität von 2017 und bestehen seit 2018. Ein zentraler erster Schritt war die Entwicklung eigener Qualitätsstandards.
Diese spezifischen Standards sollen das Radfahren durch ihr Zusammenwirken deutlich attraktiver machen. Gleichzeitig soll das Premiumradroutennetz für Pedelecs und E-Bikes qualifiziert werden, welche höhere Fahrgeschwindigkeiten ermöglichen. Die Standards decken dabei wichtige Aspekte ab, wie Trassierung (Streckenführung), Führungsform (z.B. eigenständiger Radweg), Querung an Knotenpunkten, Belaggestaltung sowie Beleuchtung, Wegweisung und städtebauliche Integration.
Stand der Projekte und Herausforderungen
Die Machbarkeitsstudien für die vier geplanten Premiumrouten sind bereits abgeschlossen. Die Studie für eine fünfte Route (Rendsburg – Kiel) soll bis Ende des Jahres vorliegen. Die Route Stein – Laboe – Kiel ist als erste zur Umsetzung vorgesehen. Laut Pia Dölling von der KielRegion liegen hier alle politischen Beschlüsse zu Absichtserklärungen sowie die Kooperationsvereinbarungen mit den jeweiligen Baulastträgern vor.
Herausforderung Trassenfindung
Die Absichtserklärungen und Kooperationsvereinbarungen sind allerdings noch trassenoffen. Das bedeutet, es wurde sich noch nicht auf eine finale Strecke verständigt. Diese soll im weiteren Verlauf von Verwaltungen und politischen Vertreter*innen gemeinsam erarbeitet werden. So lehnten Gemeindevertreter von Laboe beispielsweise den von der KielRegion vorgeschlagenen Verlauf durch den Ort ab. Stattdessen beschlossen sie eine Streckenführung entlang der Kreisstraße 30 (K30). Hintergrund sind Bedenken hinsichtlich der Verkehrssicherheit im Ortskern, da eine Premiumroute auch schnelle Radfahrende anziehen würde. Dölling schätzt, dass nächstes Jahr abschnittsweise in die Umsetzung, d.h. in die konkreten Planungen, eingestiegen werden kann.
Unterschiedliche Vorgehensweise bei bestehenden Korridoren
Auf den Strecken, auf denen in der Vergangenheit bereits gebaut und viel gefördert wurde (Eckernförde–Kiel und Plön–Kiel), werde man nach dem sogenannten "Flickenteppich"-Prinzip vorgehen. Eine strukturierte Herangehensweise, wie bei der Route Stein – Kiel, ist dort laut Dölling nicht mehr zielführend. Das Premiumrouten-Thema soll demnach immer dann eingebracht werden, wenn es sich im Rahmen anderer Bauvorhaben anbietet. Ein Beispiel hierfür ist die Kreisstraße in Preetz. Dort wollen Kreisverwaltung und Stadtverwaltung bei der Sanierung die Radpremiumroute mitdenken. An der B76 zwischen Plön und Trent, wo demnächst die Bauarbeiten zur Fahrbahnerneuerung starten, steht jetzt wohl fest: Der Radweg wird in diesem Zuge in Teilabschnitten nur auf das Min-destmaß (2,50 nach ERA 2010) verbreitert werden. „Sofern die örtlichen Voraussetzungen (Abstand Fahrbahn, Gehölzstrukturen, Flurstücksgrenze) dies ermöglichen“, heißt es im Erläuterungsbericht zum Bauvorhaben des LBV.SH. Auch auf anderen Streckenabschnitten erschwerten Themen wie Naturschutz und Flächenerwerb die Umsetzung einer durchgängigen Premiumroute, so Dölling.
Zeitplan und weiteres Vorgehen
Nach der Route Stein – Kiel werden voraussichtlich die Strecken Rendsburg oder Neumünster als Nächstes angegangen, da sie aktuell im Fokus stehen. Einen konkreten Zeitraum zu nennen, bis alle Premiumrouten gebaut sind, sei unseriös, so Dölling. Alleine die Umsetzung der Premiumroute Stein – Kiel wird voraussichtlich mehrere Jahre in Anspruch nehmen.
Weitere Pläne im Norden
In der Vergangenheit kursierten auch immer mal wieder Gerüchte über Radschnellwege auf alten Bahntrassen zwischen Rendsburg und Husum sowie Flensburg und Niebüll. Eine Machbarkeitsstudie hat die Pläne für einen durchgehenden Radschnellweg auf der stillgelegten Bahntrasse zwischen Husum und Rendsburg verworfen. Die Studie, die von den Kreistagen Nordfriesland und Rendsburg-Eckernförde in Auftrag gegeben wurde, ergab, dass das Projekt zu teuer ist und stattdessen einzelne, kürzere Radwege um die Städte verfolgt werden sollen.
Die Radrouten Plus: Geplantes 300-km-Netz der Metropolregion Hamburg
Ein 300 Kilometer langes Radschnellnetz soll Hamburg in den 2030er-Jahren besser mit den Gemeinden im Umland verbinden. Mehr als 300.000 Pendler*innen in der Metropolregion sollen durch komfortable und breite Radinfrastruktur in einigen Jahren eine sichere und schnelle Verbindung zu ihrem Wohn- oder Arbeitsort erhalten und an das neue Schnellnetz angeschlossen werden.
Im Rahmen eines Leitprojekts hatte die Metropolregion Hamburg seit 2018 in Machbarkeitsstudien Vorzugsvarianten für Strecken erarbeitet. Insgesamt sah das angedachte Netz der Radrouten Plus in der Metropolregion Hamburg neun Verbindungen vor, von denen fünf auch in Schleswig-Holstein verlaufen. Mitte 2024 wurde das Projekt von der Metropolregion final abgeschlossen und der Staffelstab an die Länder, Kreise und Kommunen abgegeben.
Das Land begrüßte die Pläne: „Der Radschnellweg ist eine einzigartige Gelegenheit, die Mobilitätswende im Norden voranzutreiben", zeigte sich Minister Madsen erfreut. „Hier bieten sich große Potenziale, da sowohl Alltags- als auch Freizeitradelnde davon profitieren können", sagte er.
Seitdem geht es in einigen Teilen voran, an anderen Stellen liegt das Projekt brach.
Der einzige Erfolg bisher: Die Strecke von Lübeck nach Groß Grönau
Nur auf einer Strecke verläuft alles bisher nach Plan: Die Radroute Plus von Groß Grönau über Lübeck nach Bad Schwartau. Auf dem ersten Teilabschnitt dieser Strecke startete im Sommer 2025 der Bau – der entsprechende Förderbescheid wurde im Januar 2025 übergeben.
Die anderen vier Strecken verlaufen von Schleswig-Holstein nach Hamburg hinein: Von Geesthacht, Ahrensburg, Bad Bramstedt und Elmshorn aus.
Entlang dieser Strecken entstanden sogenannte Trassenbündnisse (Arbeitsgemeinschaft aller an Planung und Bau beteiligten Baulastträger), aus anderen wurde nach kurzer Zeit wieder ausgestiegen, andere kamen gar nicht erst zustande. Uneinigkeiten über Routenverlauf, Finanzierung und wer eigentlich zuständig ist, wenn etwas hakt, zeichnen aktuell das Bild des Großprojektes.
Wie kam es dazu?
Die Radroute: Elmshorn - Tornesch - Pinneberg - Halstenbek - Hamburg
Für die Strecke von Elmshorn war die Trassenfindung eigentlich abgeschlossen und das Trassenbündnis der Baulastträger stand, die Finanzierung vom Land war zugesagt. Bis der Kreis Pinneberg im April 2025 verkündete, dass die Deutsche Bahn auf einem wichtigen Teilstück mehr Grundstücke bräuchte als gedacht und nicht wie geplant gebaut werden könne. Für den Kreis wäre das Projekt damit erledigt gewesen, allerdings hatte der Verkehrsausschuss die Kreisverwaltung im Sommer 2025 aufgefordert, Möglichkeiten zu prüfen, wie der Radschnellweg zwischen Elmshorn (Kreis Pinneberg) und Hamburg doch noch realisiert werden kann. Inzwischen liegt ein Vorschlag einer alternativen Route vor, die hauptsächlich über Fahrradstraßen führt. Über diese soll im Frühjahr nächsten Jahres entschieden werden.
Der Kreis steht damit vor der Entscheidung: Niedrigere Gesamtinvestition mit geringerer Förderquote für weniger Qualität – oder kein Radschnellweg.
Denn eine Umsetzung nach Radschnellweg-Standard wäre vom Bund und Land mit 75 % gefördert worden. Wird jetzt größtenteils nicht nach RSW-Standard gebaut, gäbe es zwar weiterhin Fördermittel für einige Baumaßnahmen – aber eben nicht alle. Die Einschätzung des Kreises der förderfähigen Kosten für diese Route liegt laut Kreis je nach Variante bei 33 % bzw. 52 %.
Der erhöhte Flächenbedarf der Bahn, weshalb das Projekt ein Jahr lang wissentlich in der Schwebe stand, ist allerdings seit dem 12.08.2025 wohl offiziell vom Tisch: „Im Verlauf der Planung wurde am 12.08.2025 festgestellt, dass eine Auslastungsstudie vom Juli 2025 der Deutschen Bahn ergeben hat, dass kein zusätzlicher Ausbau der Bahn-Infrastruktur zwischen dem Bhf. Pinneberg und der Stadtgrenze Halstenbek/Hamburg notwendig ist.”
Und was steht der Umsetzung der Radroute nach RSW-Standards im ursprünglich geplanten Trassenverlauf nun im Weg, wenn die Grundstücke nicht gebraucht werden?
Diese seien gar nicht ursächlich gewesen für die Verhinderung der Umsetzung eines Radschnellwege-Standards im Bereich Pinneberg, schreibt der Kreis. Sondern vielmehr eine Kombination aus verschiedenen Faktoren wie „Wohngebiete, Kreuzungen, das Landschaftsschutzgebiet Düpenau und vorhandenen begrenzten Verkehrsflächen.”
Nun bleibt abzuwarten, welche Routenempfehlung die Verwaltung dem Ausschuss für Wirtschaft, Regionalentwicklung und Verkehr vorlegen wird – und wie dieser dann entscheidet.
„Wir hoffen natürlich, dass sich der Kreis bemüht, eine Lösung zu finden, die zumindest den größtmöglichen Teil der Strecke in hoher Qualität umsetzt. Der Radschnellweg Elmshorn-Hamburg ist eine extrem wichtige Verbindung für die Radfahrenden in der Region – deshalb sollte sie schnellstmöglich und zumindest in Teilabschnitten begonnen werden, auch wenn die Ideallösung noch nicht in Sicht ist”, appelliert ADFC-Landesvorsitzende Stephanie Meyer an die Verantwortlichen."
Bad Bramstedt - Kaltenkirchen - Henstedt-Ulzburg - Norderstedt - Hamburg
Auf Eis gelegt sind derzeit auch die Planungen für die Radroute Plus von Bad Bramstedt über Henstedt-Ulzburg und Norderstedt nach Hamburg.
Hier kam es zu keinem Trassenbündis, nachdem sich herausgestellt hatte, dass sich weniger Teilstücke in der Baulastträgerschaft des Landes befinden als von den Kreisen und Kommunen angenommen. Die Kommunen sahen sich nicht in der Lage, die Planungen fort- und umzusetzen und lehnten eine gemeinsame Absichtserklärung ab, da die dafür erforderlichen Mittel trotz Förderung von 75 % zu hoch gewesen wären. Im Rahmen der aktuellen Fortschreibung seines bestehenden Radverkehrskonzepts versucht der Kreis nun ermitteln zu lassen, inwiefern eine Realisierung der Radroute unterhalb der definierten RSW-Standards und gegebenenfalls modifizierter Routenführung von der Landesgrenze bis Bad Bramstedt möglich wäre.
Geesthacht - Hamburg
Der Beschluss für die Realisierung liegt zwar vor, aber zwei der drei Gemeinden haben die Vorzugsvariante abgelehnt. Sie wollen, wenn überhaupt, eine andere Routenvariante umsetzen - aber sich auch an den Kosten nicht beteiligen. Bei der von den zwei Gemeinden favorisierten Variante wäre außerdem fraglich, ob es eine Förderung durch das Land geben würde. Seitdem stocken die Planungen auch hier. Der Kreis Lauenburg möchte das Projekt nach wie vor gerne wie geplant umsetzen und hofft auf ein Umdenken in den beiden Gemeinden. Wer das anstoßen soll oder ob man sich um weiteren Austausch bemüht wird, ist unklar. Von der Stadt Geesthacht gab es trotz Anfrage der Redaktion keine Antwort zur aktuellen Situation.
Ahrensburg - Hamburg
Auch für die Verbindung nach Ahrensburg steht die finale Trassenfindung noch aus, allerdings existiert hier schon eine durchgehende Infrastruktur, sodass vor allem ausgebaut werden muss. Auch Fahrradstraßen werden hier wohl wieder ein wichtiger Bestandteil sein.
Und in Hamburg?
Hamburg ist als Baulastträger in seinem Gebiet für die Teilstrecken der Radrouten Plus verantwortlich und ist an einigen Abschnitten bereits beim Bau. Wie werden die Verzögerungen in Schleswig-Holstein dort bewertet? Kritiker*innen werfen Hamburg schon den Bau sogenannter „Stümmelrouten" vor und befürchten, die mangelnde Anbindung an die Radverkehrsnetze des Umlands könnte Auswirkungen auf die Gesamtwirkung und Attraktivität der Radrouten Plus für Pendler*innen haben.
Laut der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende haben die Verzögerungen in Schleswig-Holstein keine Auswirkungen auf den Bau der Hamburger Teilstrecken. Hamburg verfolge eine eigene Strategie mit dem vorrangigen Ziel der Verlagerung des innerstädtischen Verkehrs sowie der besseren Erreichbarkeit der Randgebiete und Außenbezirke der Stadt. Auch die Förderung ist durch etwaige Verzögerungen in SH nicht gefährdet. Hamburg würde zwar die Mitnahme der Pendelverkehre aus dem Umland begrüßen – „dagegen hätten wir nichts" – aber macht davon die eigenen Pläne nicht abhängig - die Planung und Umsetzung der Radrouten Plus auf Hamburger Gebiet steht also.
Was sagt das Land?
Für das Land sollten die Radrouten Plus eigentlich eine hohe Priorität haben - sind Radschnellwege doch in der Radstrategie des Landes gleich in vier Schlüsselzielen genannt, um den Radverkehrsanteil auf 30 % zu bringen.
Für die Route Bad Bramstedt - HH plant das Land weiterhin die ersten rund sieben Kilometer der Radroute Plus von Hamburg nach Bad Bramstedt an der L 284 in Norderstedt. Auf der Arbeitsebene sei der LBV.SH als Vorhabenträger mit dem Kreis im Austausch. Die nach der Ablehnung der Absichtserklärung durch einige Kommunen angekündigten Gespräche des Ministers mit den Landrät*innen haben bis dato allerdings nicht stattgefunden.
„Dass Verantwortungen unklar sind und damit Projekte so oft schnell im Sande verlaufen, könnte recht einfach umgangen werden, indem Radschnellwege als klassifizierte Straßen im schleswig-holsteinischen Straßen- und Wegegesetz (StrWG) aufgenommen werden, wie es bspw. in NRW der Fall ist. Damit läge die Baulastträgerschaft beim Land”, so Stephanie Meyer, Landesvorsitzende des ADFC Schleswig-Holstein e.V. “Außerdem hätte es auch ein paar verkehrsrechtliche Vorteile – so könnten Radschnellwege Vorrang bei Querungen erhalten.”
Obwohl diese rechtlichen und organisatorischen Hürden dem Land bekannt sind und als Grund für die Verzögerungen bei der Umsetzung der Radrouten angegeben wurden, hält das Land davon nichts: „Das Land hat diese Frage bereits vor ca. 5 Jahren geprüft und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es keine Änderungen geben muss, da die rechtlichen Voraussetzungen bereits im StrWG abgebildet werden und eine Neukategorisierung für die Verhältnisse in SH nicht notwendig ist.” Zudem wäre kein übergeordnetes öffentliches Interesse vorhanden.
Gleichzeitig wurden die Trassen „jedoch im Landesentwicklungsplan (LEP) und im Landesweiten Radverkehrsnetz (LRVN) als wichtige Trassen aufgenommen.”
Die Nutzen-Kosten-Untersuchungen (NKU), die allen Radrouten Plus zugrunde liegen, zeigen, wie wichtig diese Projekte sind. Nahezu alle geplanten Radschnellwege in der Metropolregion Hamburg erreichen einen Nutzen-Kosten-Faktor über 1,- Elmshorn - Hamburg liegt sogar bei über 2, was bedeutet, dass sie volkswirtschaftlich mehr Nutzen als Kosten verursachen. Dieser Nutzen entsteht durch Zeitersparnis für Pendler, vermiedene Staukosten, positive Klimaeffekte und gesundheitliche Vorteile. „Sollten die Radrouten Plus im schleswig-holsteinischen Teil nicht kommen, wäre das ein herber Verlust für die Region“, erklärt Stephanie Meyer. „Es geht nicht nur darum, eine Lücke zu schließen, sondern darum, Tausenden Pendler*innen eine konkurrenzfähige Alternative zum Auto zu bieten. Die Verweigerung der Umsetzung, trotz nachgewiesenem volkswirtschaftlichen Nutzen, ist ein Versäumnis der Verkehrswende.“
Fazit: Anspruch und Realität der Radschnellwege
Die Vision vom schnellen, sicheren und komfortablen Radschnellnetz als Rückgrat der Mobilitätswende in Schleswig-Holstein steht nach wie vor in krassem Gegensatz zur Realität. Obwohl Radschnellwege volkswirtschaftlich nachweislich mehr Nutzen als Kosten verursachen und in allen Verkehrsstrategien des Landes als Schlüsselmaßnahme verankert sind, kommt die Umsetzung nur im Schneckentempo voran.
Die Analyse der Projekte in der KielRegion und der Metropolregion Hamburg zeigt ein Muster von Planungsunsicherheiten und Verantwortungsdiffusion. Kein Personal, kein Geld, keine Klassifizierung – das Ergebnis ist eine Zersplitterung der Anstrengungen und der Verlust groß. „Wir müssen heute für den Radverkehr von morgen planen und bauen, nicht für den Bedarf von gestern. Der Radverkehr hat in der Metropolregion Hamburg in den letzten zehn Jahren bereits stark zugenommen – das zeigt uns, dass wir uns keine Verzögerungen mehr leisten können! Unsere Radinfrastruktur muss zukunftsfähig gemacht werden, und dafür müssen die Radschnellwege in Planung und Bau höchste Priorität haben, um das volle Potenzial für die Verkehrswende auszuschöpfen”, resümiert Stephanie Meyer, Landesvorsitzende des ADFC Schleswig-Holstein und fordert schnelle, verbindliche Entscheidungen der Politik.









