Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Landesverband Schleswig-Holstein e. V.

Ellen Pahling fährt auch bei Regen mit dem Rad. © Ellen Pahling

Raus auch bei Schietwetter - mit Schirm, Charme und Regenschutz

Zu kalt, zu nass, zu gefährlich. Bei trübem Regenwetter zieht es uns nicht unbedingt vor die Tür. "Pett Man Sülm"-Redakteurin Ellen Pahling und hat Tipps gesammelt, wie man bei Touren trotz Regen trocken bleibt.

Aufraffen, losfahren, ankommen – war doch gar nicht so schlimm. Im Grunde kennen wir das alle; nach der Rückkehr aus Kälte und Regen ist der Körper wohlig erschöpft und schüttet Glückshormone aus, das stärkt unser Selbstvertrauen, das Immunsystem und hebt die Stimmung. Man muss sich mehr anstrengen, sich motivieren, aber dafür fällt das Belohnungsgefühl danach viel größer aus als nach einem Sonnenausflug. Trotzdem ist für viele Radfahrende mit Beginn der dunklen Jahreszeit auch die Radfahrsaison zu Ende.

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Infrastruktur.

Eine Studie der Universität Münster belegt, dass die Wetter-Elastizität - eine Art lokaler meteorologischer Bequemlichkeitsfaktor - in den Städten stark variiert, je nachdem wie gut die Radinfrastruktur ist. In Münster zeigt die Untersuchung beispielsweise, dass der Radverkehr bei schlechtem Wetter um weniger als fünf Prozent zurückgeht. In Städten mit einer weniger stark ausgeprägten Fahrradkultur, wie zum Beispiel Herzogenaurach in Bayern geht der Radverkehr um bis zu 30 Prozent zurück. 

In Oldenburg (Niedersachsen) kommen in einem Versuch Sensoren zum Einsatz, die auf Regen reagieren. Dieser sorgt dafür, dass die Ampeln für Fuß- und Radverkehr schon bei leichtem Niederschlag schneller auf Grün schalten. Dadurch haben Radfahrende und zu Fuß Gehende keine extrem langen Wartezeiten im Regen. Auch in anderen Städten wird der Einsatz von Regensensoren diskutiert. In der niederländischen Stadt Groningen beispielsweise sind Ampeln schon lange mit diesen Sensoren ausgestattet und bevorzugen den Radverkehr bei Regenwetter.

Wetterfest im Sattel. Mit der richtigen Ausstattung kommst Du trocken an.

Abgesehen von der Frage nach der Infrastruktur bleibt natürlich noch das, was man selbst in der Hand hat. Und das ist die Ausstattung mit passender Kleidung. Wir haben uns Gedanken gemacht, was dabei zu beachten ist.

Bei unserem Redaktionstreffen zu diesem Heft haben wir “Pett Man Sülm”-Redakteur*innen (Jürgen, Hennig, Ellen und Fenja) über das Für und Wider „Radfahren bei Schietwetter“ diskutiert und erstaunlich viele Tipps für euch gesammelt.

Für mich gibt es auch Gründe nicht mit dem Rad zufahren, beispielsweise Eis und Schnee. Bei uns auf dem Lande gibt es nur in den Ortschaften einen Winterdienst. Einkaufen bei Regen ist auch so eine Sache, denn die meisten Discounter haben keine überdachten Fahrradständer. Lebensmittel trocken verstauen? Fleitjepiepen! Auch Arztpraxen (z. B. mein Zahnarzt) sind auf wassertriefende Patienten nicht eingerichtet. Wohin mit dem nassen Regenzeug? (Pssst … immerhin können Arbeitgeber viel für Radfahrende tun - einfach mal beim ADFC-Programm “Fahrradfreundlicher Arbeitgeber” nachschauen!)

Auf Fahrten im Regen sind wir in der Redaktion erstaunlich gut vorbereitet. Jürgen hat seinen Regenponcho in einer Plastikflasche für den spontanen Einsatz bei Platzregen immer parat. Regenponchos haben oft eine Signalfarbe, sind also genau richtig. Ein wasserdichter Überzug für den Fahrradhelm in Signalfarbe ist weithin sichtbar, hält bei Nieselregen die Haare trocken und kann im Bedarfsfall sogar über den Sattel gestülpt werden. Lenkrad-Handtaschen und der Einkaufskorb werden mit einer passenden bunten Plane vor Regen geschützt. Es gibt eine Vielzahl wasserdichter farbiger Satteltaschen, in denen Laptop und Ersatzkleidung trocken am Arbeitsplatz ankommen. Wichtig ist bei Nässe auch gutes Licht, vor allem in der Dämmerung und bei Nacht. Sehen und gesehen werden ist bei Regen enorm wichtig.

Auf zwei Rädern durch Wind und Wetter! Denn Schleswig-Holstein ist, wenn Du trotzdem radelst.

Die ideale Regenjacke - gefüttert - habe ich durch eine „schlechte” Rezension im Internet gefunden. Durch den Hinweis, die Kapuze wäre viel zu groß, wusste ich, dass sie über meinen Helm passen würde. Die Kapuze hat zudem eine Belüftung und die Größe kann passgenau eingestellt werden. Bei der Regenhose war mir wichtig, dass sie seitlich Reißverschlüsse bis zum Knie und Bündchen mit Klettverschlüssen hat. Dann brauche ich die Schuhe nicht auszuziehen, wenn das Anziehen schnell gehen muss. Dass Wasser in die Schuhe läuft, wird durch die Klettverschlüsse verhindert. Passende Gamaschen sind auch bei wasserdichten Schuhen sinnvoll. Die ziehe ich auch bei niedrigen Temperaturen über, dann kühlen die Füße nicht so stark durch den Fahrtwind aus. Den Tipp habe ich vom Fahrradhändler meines Vertrauens auf der Suche nach warmen Schuhen bekommen. Die Schutzbleche an meinem Fahrrad hatten keinen Wasserabweiser, da haben wir kurzer Hand aus Gummimaterial selber welche gefertigt und angenietet. Bei meiner ersten feuchten Fahrt ohne Regenabweiser waren die Satteltaschen und auch der Rücken meiner schönen Jacke voller Schlamm. Es gibt wasserdichte Handschuhe. Sie halten die Hände trocken und warm und vor kaltem Fahrtwind schützt ein Schlauchtuch.

Hennig warnt vor nassem Laub auf Fahrradwegen, da kommt das Rad leicht ins Rutschen und der Bremsweg ist auf nasser Fahrbahn länger. Gleiches gilt für Radfahren auf feuchtem Kopfsteinpflaster und Vorsicht ist auch bei Schlammpfützen in Kurven geboten.

Mit den modernen Wetter-Apps lässt sich die Wetterentwicklung schnell ermitteln. Für Home-Office-Leute ideal, an Regentagen wird einfach von Zuhause aus gearbeitet. Fenja fehlt noch die passende Ausstattung, aber eins ist klar: Mit so vielen Tipps wird sie wohl bald öfter auch bei Regen zur Arbeit fahren.

(Studie: Some people feel the rain, others just get wet: An analysis of regional differences in the effects of weather on cycling. Kathrin Goldmann, Jan Wessel. 2020)

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https://sh.adfc.de/artikel/raus-auch-bei-schietwetter-mit-schirm-charme-und-regenschutz

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