
FKT-Broschüre: So ist das Fahrradklima in Schleswig-Holstein
Alle zwei Jahre befragt der ADFC Radfahrende zu den Themen Stellenwert des Radverkehrs, Sicherheit, Komfort, Infrastruktur und Verkehrsklima. Die aktuellen Ergebnisse aus 2024 für Schleswig-Holstein wurden nun in einer Broschüre aufbereitet.
Das Fahrradklima in Schleswig-Holstein ist durchwachsen, bietet aber einige Lichtblicke. Mit einer 20-seitigen Broschüre stellt der ADFC Schleswig-Holstein die wichtigsten Entwicklungen, Herausforderungen und Handlungsempfehlungen beim Fahrradklima im Norden vor.
Hier lesen erhalten Sie einen kleinen Einblick, die gesamte Broschüre können Sie hier herunterladen.
Die bundesweite Durchschnittsnote beim ADFC-Fahrradklima-Test 2024 liegt bei 3,92. Schleswig-Holstein erreicht mit 4,0 einen etwas schlechteren Wert und liegt damit leicht unter dem Bundesschnitt. Seit 2018 ist die Durchschnittsnote im Land weitgehend stabil geblieben; Veränderungen lassen sich vor allem durch statistische Schwankungen erklären. Eine Korrelation zwischen der Zahl der Teilnehmenden und den Ergebnissen ist nicht erkennbar.
Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt schneiden lediglich 14 Kommunen in Schleswig-Holstein besser ab. Der überwiegende Teil liegt deutlich darunter. Auch ein Blick auf die Einzelfragen zeigt: Schleswig-Holstein erreicht nur selten bessere Werte als der Bundesdurchschnitt – und wenn, dann meist nur in geringem Umfang.
Keine Kommune schneidet mit einer besseren Note als
befriedigend (3) ab. Ein Blick in die Einzelnoten der 27 Fragen des Fahrradklima-Test lässt dieses Ergebnis leider nicht weniger schlecht erscheinen: 36 der 45 Kommunen haben in zwei oder mehr Kategorien ein mangelhaft (5).
Kostengünstige Maßnahmen werden positiv wahrgenommen
Im gesamten Land wird als positiv bewertet, dass die jeweiligen Stadt- bzw. Ortszentren gut zu erreichen sind (2,9). Ebenso wird positiv bewertet, dass sowohl junge als auch ältere Menschen Rad fahren. Im Bereich der Infrastruktur wird die Öffnung von Einbahnstraßen relativ positiv bewertet (2,95). Die Öffnung von Einbahnstraßen wurde 2022 im Mittelwert noch deutlich schlechter (3,14) bewertet. Diese Entwicklung zeigt auf, dass auch vergleichsweise kleine und kostengünstige Maßnahmen zu einer positiven Wahrnehmung bei den Radfahrenden führen.
Schlechte Radwege führen zu negativen Bewertungen
Besonders negativ (Mittelwert 5,0) wird die Fahrradinfrastruktur bewertet. Viele Radfahrende wünschen sich eine angenehme Radwegbreite, die auch ein problemloses Überholen von langsameren Radfahrenden ermöglicht. Die meisten Befragten bewerten die Radwege in ihrer Kommune jedoch als häufig zu schmal. Das Bedürfnis nach dem Überholen von langsameren Radfahrenden dürfte sich mit der fortschreitenden Verbreitung von Pedelecs zunehmend verstärken. Einzig die Landeshauptstadt Kiel erreicht bei dieser Frage ein Ergebnis besser als ausreichend (4). Gleiches gilt für die Bewertung der Radwegoberflächen. Auch hier bemängeln die meisten Befragten den schlechten Belag, der zu einer holprigen Fahrt führt.
Top-Verbesserung des Jahres: Was hat Preetz anders gemacht?
Als eine der wenigen Ausnahmen dieser nicht stattgefundenen Entwicklung ist jedoch Preetz im Kreis Plön zu nennen.
Gegenüber 2022 konnte sich die 16.000 Einwohnende zählende Stadt deutlich verbessern. Zu den Stärken von Preetz zählt so u.a. das Vorhandensein von öffentlichen Leihfahrrädern. Seit 2021 ist über die interkommunale Kooperation „KielRegion“ auch in Preetz und weiteren Orten im Kieler Umland ein Bikesharing-Angebot unter dem Markennamen „Sprottenflotte“ geschaffen worden. Die ersten 30 Minuten der Nutzung sind bislang kostenfrei. Weitere Stärken sind die Öffnung von Einbahnstraßen sowie die Erreichbarkeit des Stadtzentrums. In allen drei Punkten platziert sich Preetz damit überdurchschnittlich im Vergleich zu Orten in der gleichen Ortsgrößengruppe. Überdurchschnittlich wurde in Preetz auch die Fahrradförderung bewertet. Damit in Zusammenhang stehen dürfte die Entwicklung eines durchaus ambitionierten Mobilitätskonzeptes im Jahr 2022 und die im weiteren Verlauf geschaffene Stelle einer Mobilitätsmanagerin bei der Stadt Preetz , die sich positiv auf das Ergebnis im Fahrradklima-Test ausgewirkt haben.
Handlungsempfehlungen des ADFC
Immer mehr Menschen fahren in Schleswig-Holstein Fahrrad und noch viel mehr würden es tun. Doch noch immer fühlen sich zu viele Menschen beim Radfahren nicht sicher, werden bedrängt, zu eng überholt, durch Falschparker behindert, gefährdet oder verletzt. Die Radstrategie des Landes hat das Ziel von 30 Prozent Radverkehrsanteil im Jahr 2030 ausgerufen. Gegenwärtig ist der Fahrradanteil bei 15 Prozent.
1. Neue Zielgruppen in den Blick nehmen
Die Radverkehrsförderung muss vor allem Menschen in den Fokus nehmen, die bisher kein oder kaum im Alltag Fahrrad fahren.
Umfragen aus Deutschland zeigen, dass 54 Prozent (KfW Studie, 2022) bzw. 46 Prozent (Fahrradmonitor 2023) das Fahrrad häufiger nutzen würden bzw. wollen. Der Fahrradmonitor 2023 weißt Sicherheitsbedenken bei 65% der Befragten als Grund aus, sich gegen die Fahrradnutzung zu entscheiden. Das zeigt, dass die Verkehrssicherheit für Radfahrende und ein hohes Komfortniveau bei der Radinfrastruktur maßgeblich für die Mobilisierung neuer Gruppen sind.
2. Verantwortliche konkret adressieren!
Um mehr Menschen zum Radfahren zu motivieren, bedarf es einer Neuaufstellung der Verkehrssicherheitsarbeit im Rahmen einer Verkehrssicherheitsstrategie des Landes Schleswig-Holstein, die unter dem Leitgedanken der Vision Zero den Präventionsaspekt stärker in den Fokus rückt. Dazu gehört sowohl die eine konsequente Erweiterung der Aufklärungs- und Präventionsarbeit auf die häufigsten Verursacher schwerer Fahrradunfälle als auch die Schaffung
„fehlerverzeihende Radinfrastrukuktur“, die sich vor allem durch eine bauliche Trennung zum fließenden Verkehr auszeichnet. Zudem gibt es im Bestand viel Verbesserungspotential: Freie Rechtsabbieger, fehlende gesicherte Querungen für den Radverkehr und hohe Geschwindigkeiten für den Autoverkehr lassen sich auch punktuell korrigieren.
Aber auch bei der Durchsetzung des geltenden Rechts sind die Ordnungsbehörden stärker gefragt: Konflikte im Mischverkehr, Falschparken und zu enges Überholen können schon heute geahndet werden.
3. Kleinteilige Maßnahmen konsequent vorantreiben
Positive Entwicklungen beim Fahrradklima in Schleswig-Holstein zeigen aber: Auch vergleichsweise kleinschrittige Verbesserungen werden von den Radfahrenden wahrgenommen und honoriert. Die Einrichtung von Fahrradstraßen, Öffnungen von Einbahnstraßen, Aufpflasterungen zur Verkehrsberuhigung, Diagonal- oder Quersperren sowie die Freihaltung von Sichtdreiecken sind vergleichsweise leicht und kostengünstig zu realisieren.
Baustellen sind für alle Verkehrsteilnehmenden herausfordernd. Der Rad- und Fußverkehr wird jedoch häufig bei der Baustellenplanung und auch bei der Durchführung von Baumaßnahmen komplett unbeachtet. Die Ursachen hierfür sind vielfältig je nach Fall bei Verkehrsbehörden, ausführenden Firmen und Ordnungsämtern.
4. Kommunikation alleine führt nicht zum Erfolg
Auch Kommunikationsmaßnahmen tragen positiv zum Fahrradklima bei. Der Fahrradklimatest zeigt, dass die Berichterstattung über den Radverkehr in vielen Orten als negativ wahrgenommen wird, beispielsweise anlässlich von Unfällen oder Konflikten mit anderen Verkehrsteilnehmenden. Hier ließe sich durch eigenständige, positive Kommunikation gegensteuern. Auch wenn die Infrastruktur Defizite aufweist, kann positive Kommunikation trotzdem zu einer Wahrnehmung von Radfahrenden als gleichwertige Verkehrsteilnehmende beitragen.
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