Eine Nacht verbrachte Birte Kaltenbach spontan in einem Bauwagen. © Birte Kaltenbach

Eine Frau, ein Rad … und einfach losgefahren?

Die Vorstellung einer Solo-Radreise kann spannend und einschüchternd zugleich sein. Pett Man Sülm Redakteurin Ellen Pahling sprach mit Birte Kaltenbach, die sich spontan ihr Rad schnappte und hier von ihrer Tour an der Nordseeküste berichtet.

Wie bist Du auf die Idee gekommen, alleine mit dem Rad zu verreisen?

Birte: Wann immer es geht, fahre ich mit dem Fahrrad. Dabei kriege ich den Kopf so richtig frei. Ich wollte Schleswig-Holstein kennenlernen. Ich mag die Leute hier und das Meer. In der Woche war dann schönes Wetter, da bin ich dann losgefahren, entlang der Nordseeküste. Mein Mann und meine Kinder (18 und 14 Jahre alt) mussten zu Hause bleiben.

Hattest Du denn noch Zeit zu planen? 

Birte: Nicht so richtig. Schnell habe ich festgestellt, dass so kurzfristig keine Unterkünfte mehr zu buchen waren. Also habe ich rumgefragt:  Wo kann ich übernachten? Am Ende habe ich dann bei Verwandten, bei Bekannten und bei Bekannten von Freunden übernachtet. Und einmal bin ich in einem romantischen Bauwagen gelandet. In Husum habe ich in der Jugendherberge und in Klanxbüll in einem Hotel übernachtet. Zum Glück ging mein Plan auf und das Leben mit dem Rad passte für mich perfekt! Mit wildfremden Menschen habe ich eine schöne Zeit verbracht und darüber bin ich zutiefst dankbar. 

Wohin führte DEIN Radweg?

Birte: Die erste Strecke von Rendsburg nach Hamburg bin ich inklusive FAhrrad und Gepäck mit dem Zug gefahren. Von dort aus ging es Richtung Norden, den endlosen Horizont entlang an der Nordseeküste. Schafe waren meine ständigen Begleiter und so manches Gatter musste erobert werden. Über Tönning und Husum ging es zur dänischen Insel Romö. Auf der Rückfahrt habe ich Sylt angesteuert. 

Wieviel Kilometer hast Du täglich zurückgelegt?

Birte: So um die 100 Kilometer. Zwischendrin habe ich Pausen gemacht, aber zu lang durften sie nicht sein – das macht mich nur nervös. Ich fahre lieber weiter. In die Pedale treten entspannt mich mehr als auf dem Deich liegen und in den Himmel gucken. Mit dem Pedelec ist „weit“ außerdem gar kein Problem, auch nicht bei dem ewigen Wind, den wir hier im Norden haben. Geregnet hat es nicht. Das war super, denn ich bin eher eine „Schönwetter-Fahrerin“. 

Was hat Dich am Meisten beeindruckt?

In die Weite gucken und das Wattenmeer sehen. Weit und breit kein Mensch. Nur Schafe. 

Kam oft die Frage: Hast Du keine Angst, als Frau allein zu fahren? 

Ja, natürlich. Damit habe ich gerechnet, geschmunzelt und immer tapfer mit „Nö“ geantwortet. War aber auch mein „Exoten-Bonus“, darüber bin ich leicht mit anderen ins Gespräch gekommen. 

Was würdest Du anderen Fahrerinnen raten?

Nicht lange überlegen, einfach losfahren. Für eine Rückfallebene sorgen. Schlafsack mitnehmen, sonst hätte ich beispielsweise nicht im Bauwagen übernachten können. Außerdem: Fahrkarten, Sonnenbrille, Sonnencreme und Handy- und Akkuladekabel nicht vergessen!

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Tipps für die erste Solo-Radreise

Mach vor deiner Tour einen Fahrrad-Reparatur-Workshop. Auch wenn die Pannenhilfe des ADFC zur Not immer da ist, schadet es nicht, die Grundlagen der Fahrradtechnik zu kennen. So kannst Du nicht nur besser einschätzen, wie umfangreich der Schaden ist, sondern ihn ggf. vor Ort selbst reparieren und kommst schneller wieder auf die Räder!

Du kannst Dich in Vorbereitung auf Deine erste Solo-Tour gerne bei der Frauenbeauftragten des ADFC Schleswig-Holstein, Hanna Schmid, unter frauen-netzwerk [at] adfc-sh.de melden, wenn Du Fragen oder Bedenken hast! Im Frauennetzwerk werden beispielsweise auch gemeinsame Fahrradtouren und Reparatur-Workshops organisiert. Auch ein Pannenspray für E-Bikes lohnt sich, da sich das Hinterrad häufig nicht gut ausbauen lässt.

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