Fachgespräch: ADFC fordert sichere und ebene Radwege im ganzen Land
Unebene Radwege durch Wurzelaufbrüche und fehlende Sicherheit - Alltag für Radfahrer*innen im gesamtem Land. Mit diesen Problemen befasste sich auch der Verkehrsausschuss des Landtages im Januar und der ADFC war als Experte geladen.
Wer in Schleswig-Holstein mit dem Fahrrad unterwegs ist, fährt häufig über Radwege, deren Oberflächen durch hochgewachsene Baumwurzeln aufgebrochen sind. Gibt es mal einen guten Weg, verläuft er oftmals nur als Schutzstreifen an einer PKW-Straße und die Überholabstände werden selten eingehalten. Eine gefährdende Situation, die Radfahrende überall im Norden viel zu oft erleben, und die mit der Umsetzung der vom Land beschlossenen „Radstrategie 2030“ mittelfristig der Vergangenheit angehören sollen. Das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein (MWVATT) hatte zum aktuellen Stand des Radverkehrs im Land schon im Dezember 2021 einen Bericht vorgelegt.
Aufbauend darauf lud der Verkehrsausschuss des Landtages am 12. Januar zu einem Fachgespräch zu den Themenbereichen „Wurzelaufbrüchen bei Radwegen“ und „Verkehrssicherheit“ ein. Zu beiden Themen war der ADFC Schleswig-Holstein als Experte geladen und konnte die Sichtweise der Radfahrenden darlegen.
Bei der Sanierung von Wurzelaufbrüchen war für Stephanie Meyer, Landesvorsitzende des ADFC Schleswig-Holstein, klar: „Wir müssen weg von Flickenteppichen und Holperstrecken, hin zu Radwegen, auf denen alle durch großflächige Instandhaltung sicher fahren können und wollen!“ Dafür bedürfe es hochwertiger Standards im Neubau, an denen sich die Sanierungen orientieren. Die Festlegung für die Sanierung von Wurzelaufbrüchen dürfte später nicht zu einer Abmilderung dieser Standards führen, nur weil man sie „schneller“ ausbessern könne. Auch sei das Land in der Verantwortung, diese Standards dann landesweit verbindlich durch- und umzusetzen, besonders zügig aber im Verantwortungsbereich des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr. „Unsere Radwege müssen jederzeit befahrbar sein, egal ob es regnet, schneit oder die Blätter fallen. Und Fahrer*innen mit elektrischer Unterstützung dürfen durch die Ausbesserungen nicht ausgebremst werden“, so Meyer.
Mehr Sicherheit im Straßenverkehr ist die Grundlage für die Verkehrswende mit dem Fahrrad. Denn nur, wenn Menschen gefahrlos aufs Rad steigen können, gelingt der Wandel. Das wird mit dem Zielwert „Vision Zero – Null Verkehrstote“ beschrieben. Landesgeschäftsführer Jan Voß machte deutlich: „Verkehrssicherheit beginnt bei der richtigen Infrastruktur. Wir brauchen Radwege und Kreuzungsbereiche, die Fehler verzeihen. Und sowohl mit Tempo 30 innerorts als auch baulich schützen.“ Dazu zählten nicht nur Radwege, sondern bereits Kreuzungsbereiche. Grundsätzlich fehle es bisher aber an einem Gesamtkonzept, wie man „Vision Zero“ erreichen möchte. „Auch die Mobilitätsbildung wird sträflich vernachlässigt und auf die Schultern von Ehrenamtlichen wie der Landesverkehrswacht abgeladen“, so Voß. Um diesen Zustand zu beenden, braucht es mehr Geld und Personal sowie ein mit allen relevanten Partnern – von der Polizei, über die zuständigen Ministerien bis zur Zivilgesellschaft – getragenes Konzept. „Nur mit einer einheitlichen Linie bei der Verkehrssicherheitsarbeit können wir zukünftig Schwerverletzte und Tote im Straßenverkehr verhindert“, ist sich Voß sicher.