Andreas und Bodo vom ADFC Wedel auf dem Liegerad bei Wrist am Flüsschen Bramau. © Foto: ADFC Wedel

Liegerad oder „endless pain” – ein Selbstversuch

 

Wrist ist nicht das, was man den Nabel der Welt nennen kann, bestenfalls der Nabel der Schleswig-Holsteinischen Liegeradwelt: Wir haben dort den einzigen Liegeradhersteller besucht, um uns in die Geheimnisse des Liegeradfahrens einweihen zu lassen.

 

Sein erstes Liegerad bastelte Arved Klütz schon als Schüler. Alle Strecken legte er damals mit dem Fahrrad zurück und je länger die Strecke, desto mehr schmerzten Hintern und Schultern. Die Begegnung mit einem Liegeradfahrer, damals ein echt außergewöhnliches Gefährt und natürlich Marke Eigenbau, brachte dann den entscheidenden Impuls zur Schmerzbehandlung. Ein Liegerad muss her! Inzwischen fertigt Arved Klütz in Wrist seit über 25 Jahren Liegeradmodelle.

Einfach draufsetzen, beziehungsweise hinlegen, und los geht‘s? Ist nicht! Das heisst …geht natürlich schon, nur nicht besonders weit. 

Der Ort Wrist bietet einen entscheidenden Vorteil: Es gibt eine wunderbare Teststrecke zum Liegeradfahren entlang des Flüsschens Bramau. Dort durften auch wir unsere ersten Erfahrungen mit dem Liegeradfahren machen. Die Strecke ist wenig befahren, und das ist auch gut so. Denn Liegeradfahren muss man erst lernen. Einfach draufsetzen, beziehungsweise hinlegen, und los geht‘s? Ist nicht! Das heisst …geht natürlich schon, nur nicht besonders weit. Aber mit einer kleinen Starthilfe und ein paar Tipps vom Profi steht man dann am Anfang einer steilen Lernkurve: Zum Fahren benötigt man bald nicht mehr die halbe Fahrbahnbreite, sondern fährt geradeaus und kann auch bald die bequeme Sitz- beziehungsweise Liegehaltung genießen. 

Trikes sind zwar so bequem, aber nicht so schnell, wie sie auf Fotos gerne aussehen. 

Darin liegt denn auch der eigentliche Vorteil des Liegerades, vor allem auf längeren Strecken. „Schneller als herkömmliche Räder ist man mit dem Alltags- oder Touren-Liegerad nicht unbedingt, auch wenn man seine Liegeradmuskeln bereits trainiert hat“, erläutert Arved Klütz, aber man fahre auf Touren „einfach nachmittags oder abends noch zwei bis drei Stunden länger, während die Kollegen bereits ihre Analgetika schlucken.“ Das komfortable, rückenschonende Fahren ist denn auch ein Grund dafür, dass Liegeräder und Liegerad-Trikes gerne auch zu Reha-Zwecken eingesetzt werden.

Trikes sind zwar so bequem, aber nicht so schnell, wie sie auf Fotos gerne aussehen. Das zeigten unsere Probefahrten mit verschiedenen Trike-Modellen. Zur flotten Bewegung dieser Gefährte ist aufgrund des erhöhten Gewichtes und Rollwiderstandes mehr Kraft nötig. Die Elektro-Unterstützung ist da sehr zu empfehlen.

Ob Liegeradfahrer*innen auf Grund der niedrigen Sitzposition nicht häufig übersehen werden, wollten wir wissen. Hier empfiehlt Arved Klütz, sich durch einen Fahrradwimpel oder auffälligen Helm sichtbarer sowie der niedrigeren Sitzposition bewusst zu machen und daher besonders vorausschauend unterwegs zu sein. Die Sitzposition bezeichnet Arved aber für den „Fall der Fälle“ auch als Sicherheitsvorteil gegenüber „klassischen“, aufrechten Fahrrädern, da durch den niedrigen Schwerpunkt die Überschlagsgefahr erheblich reduziert wird und die vorne liegenden Beine den Aufprall abfedern können.

Andreas Haemisch und Bodo Bachmann

 

alle Themen anzeigen

Verwandte Themen

Berufsradler mit Helm in der Innenstadt

Online-Vortrag: ADFC-Radfahrschule für Erwachsene – Wie geht das?

Viele Erwachsene in Deutschland können nicht sicher Fahrradfahren. Sie wollen etwas dagegen tun? Die ADFC-Radfahrschule…

Mit dem Rad zur Arbeit

Der Grundgedanke der Aktion war einfach: Wer mit dem Rad zur Arbeit fährt, tut etwas für seine Gesundheit und schont die…

Mehr Platz fürs Rad Sprühschablone

Einladung Aktiventreffen und Landesversammlung ADFC SH 2021

Nach einem Jahr Corona-Pause findet Ende Oktober endlich wieder ein Aktiventreffen und eine Landesversammlung statt.…

Im Interview: Max Dregelies

Max Dregelies ist seit 2015 in der Kommunalpolitik aktiv. Mehr über seinen Weg und warum du dich auch engagieren…

Globaler Klimasstreik und ParkingDay im Wrangelkiez am 20. September 2019

Wahlarena zur Bundestagswahl nachschauen

Am 17. August organisierte der ADFC Schleswig-Holstein eine virtuelle Podiumsdiskussion mit Kandidierenden zur…

Orga-Team des Jugendfahrradfestival 2019

ADFC SH-Sprechstunden im April und Mai

Alle zwei Wochen bietet der ADFC Schleswig-Holstein Aktiven und Interessierten eine digitale Austauschmöglichkeit. Zu…

Sichere und komfortable Radwege

Fachgespräch: ADFC fordert sichere und ebene Radwege im ganzen Land

Unebene Radwege durch Wurzelaufbrüche und fehlende Sicherheit - Alltag für Radfahrer*innen im gesamtem Land. Mit diesen…

Fahrradklima-Test 2020

Ergebnisse ADFC-Fahrradklima-Test Schleswig-Holstein

Am 31. Mai wurden die detaillierten Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests für Schleswig-Holstein vorgestellt.

Die…

Mobilität für die gesamte Familie

ADFC startet Mobilitätstage für Grundschulen

Mit dem neuen Schuljahr startet der ADFC Schleswig-Holstein seine Mobilitätstage für Grundschulen. Ziel der…

https://sh.adfc.de/artikel/liegerad-oder-endless-pain-ein-selbstversuch

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 215.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

    weiterlesen

  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

    weiterlesen

  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

    weiterlesen

  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

    weiterlesen

  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

    weiterlesen

  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

    weiterlesen

Bleiben Sie in Kontakt