
Die Radfahrschulen des ADFC im Blick
Das Rad gilt als Motor für soziale Teilhabe, doch 50 % fahren nicht – oft jene, die es am dringendsten bräuchten. Der ADFC SH hilft mit Radfahrschulen gegen diese Exklusion. Wir stellen die fünf Standorte in Schleswig-Holstein vor!
Das Fahrrad wird oft als das ideale Verkehrsmittel der Zukunft gefeiert: Es ist kostengünstig, flexibel und auf kürzeren Strecken schnell, bietet gesundheitliche Vorteile und schont das Klima. All diese Eigenschaften machen es zu einem Motor für die sozial gerechte Teilhabe in unseren Städten.
Das ungenutzte Potenzial: Warum die Hälfte der Bevölkerung nicht Rad fährt
Doch eine mobilitätskulturelle Analyse der Ludwig-Maximilian-Universität zeigt, dass dieses Inklusionspotenzial derzeit nicht ausgeschöpft wird. Die Nicht-Radfahrenden-Quote verharrt stabil bei rund 50 % der Bevölkerung. Und diese Gruppe setzt sich überproportional aus jenen zusammen, die das Fahrrad am dringendsten bräuchten, um ihre Mobilität zu sichern: finanziell schwächere Haushalte, ältere Menschen, Frauen sowie Personen mit Migrationshintergrund aus fahrradfernen Kulturen. Statt Teilhabe erfahren diese bereits benachteiligten Personengruppen eine Exklusion im Verkehr.
Der Kern des Problems liegt darin, dass Radfahren eine Praktik ist, die erlernt werden muss, aber in vielen Umfeldern nicht vermittelt wird – sei es, weil in der Familie selbst nicht Rad gefahren wird oder weil 51,1 % der Nicht-Radfahrenden gar kein eigenes Fahrrad besitzen. Die Analyse typologisiert die Hürden: Während sogenannte "Beinahe-Radfahrer*innen" nur an mangelnder Übung scheitern, leiden "Radskeptiker*innen" unter einer tief verwurzelten Angst und Unsicherheit im Straßenverkehr.
Herausforderung Alter und E-Bike: Warum lebenslange Mobilitätsbildung so wichtig ist
Angesichts des demografischen Wandels kommt dem Fahrradfahren noch eine weitere wichige Bedeutung zu. Für ältere Menschen bietet es die Chance, vital und flexibel zu bleiben.
Allerdings bringt das Radfahren im Alter spezielle Herausforderungen mit sich: Altersbedingter Nachlass der kognitiven und körperlichen Fähigkeiten – etwa die nachlassende Gleichgewichtskontrolle oder verlangsamte Reaktionszeiten – kollidiert mit einem immer komplexeren Straßenverkehr.
Hinzu kommt der Trend zum E-Bike: Senior*innen nutzen E-Bikes überdurchschnittlich oft und legen damit laut Statistik die Hälfte aller ihrer Strecken zurück. E-Bikes erweitern zwar den Mobilitätsradius enorm, erfordern aber aufgrund des höheren Gewichts und der schnelleren Beschleunigung ein erhöhtes Maß an Fahrkönnen. Die Konsequenz ist alarmierend: Ältere Menschen sind auf E-Bikes häufiger in Unfälle in komplexen Verkehrssituationen verwickelt. Das bevölkerungsbezogene Risiko von Senior*innen, mit einem Fahrrad zu verunglücken, ist laut Statistischem Bundesamt seit 1980 um 180 % gestiegen.
Daraus ergibt sich ein klares Kernergebnis für die Praxis: Der Bau von fahrradfreundlicher Infrastruktur ist essentiell, muss aber dringend flankiert werden durch systematische, lebenslange Mobilitätsbildung.
ADFC-Radfahrschulen als Lösung: Der praktische Weg zu Teilhabe und Sicherheit
Hilfe bieten die ADFC-Radfahrschulen, die Fahrkurse speziell für Erwachsene im Programm haben und dabei helfen, das Rad fahren neu oder wieder zu erlernen.
Die Kursteilnehmenden können in kleinen Schritten und ihrem individuellen Tempo lernen, wie sie richtig auf- und absteigen, anfahren und anhalten oder Kurven fahren, Hindernissen ausweichen und sich richtig im Straßenverkehr verhalten.
Immer mehr ADFC-Radfahrschulen bieten auch spezielle Fahrkurse für Geflüchtete an. Sie stellen Fahrräder zur Verfügung und machen Flüchtlinge damit im Alltag mobil und fördern gleichzeitig ihre Integration.
Die ADFC-Radfahrschulen stellen damit eine wichtige Ergänzung zur Infrastruktur dar. Sie sind ein praktischer Beitrag zur Unfallprävention für Senior*innen und E-Bike-Fahrende und bieten einen wichtigen Zugangsweg zur sozialen Teilhabe für benachteiligte Gruppen.
In Schleswig-Holstein gibt es bereits fünf Radfahrschulen, alle mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Du findest sie hier:






















