Keyvisual ADFC-Fahrradklima-Test 2022

Fahrradklima-Test 2022 © ADFC | April Agentur

ADFC-Fahrradklima-Test: Fahrradinfrastruktur weiter unbefriedigend

Plön wird fahrradfreundlichste Kommune, Kiel und Geesthacht halten ihre Spitzenpositionen. Wenig Bewegung bei den Radfördermaßnahmen der Kommunen zu verzeichnen.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hatte im Herbst 2022 zur Bewertung der Städte anhand eines Fragebogens mit 27 Fragen aufgefordert. Daran haben sich deutschlandweit 245.000 Menschen beteiligt, in Schleswig-Holstein haben über 10.000 Menschen an der Umfrage teilgenommen.

„Immer mehr Menschen setzen im Alltag aufs Fahrrad, das zeigt auch der ADFC-Fahrradklima-Test“, stellt Stephanie Meyer, Landesvorsitzende des ADFC Schleswig-Holstein, fest: „Leider zeigt unsere Erhebung auch, dass dies bei den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung der Kommunen noch nicht überall angekommen ist. Denn in vielen Kommunen ist weiterhin sehr viel Luft nach oben!“

Die Bürger*innen haben 2022 zum 10. Mal die Fahrradfreundlichkeit ihrer Kommune bewertet, am Ende ergibt sich für jeden Ort aus den 27 Fragen eine Schulnote. „Mehr als befriedigend hat jedoch weiterhin keine Kommune abgeschnitten“, fasst Meyer die Ergebnisse für Schleswig-Holstein zusammen. Es gebe jedoch einige Kommunen, die sich auf den Weg machen - was auch von den Bürger*innen honoriert wurde.

In Schleswig-Holstein: Plön fahrradfreundlichste Kommune, Kiel sichert Platz 2

„Plön war in den letzten Tests bereits auf den vorderen Plätzen und darf sich mit einer 3,2 nun über Platz 1 freuen“, so Meyer und führt aus: „In Plön haben wurden der Ausbau des Fahrradverleihsystems Sprottenflotte, aber auch die gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums gelobt. Wichtig war und ist aber auch, dass die Verwaltung und der ehemalige Bürgermeister öffentlich für das Radfahren geworben haben.“ Gleiches Engagement hat wohl dazu geführt, dass Kiel seinen Platz 2 für Schleswig-Holstein mit einer 3,4  gehalten hat. Auch im bundesweiten Vergleich sicherte die Landeshauptstadt erneut Platz 4 in ihrer Stadtgröße.

Siegerkommunen punkten mit Aufbruchsstimmung fürs Fahrrad

Die Schleswig-Holsteinische Siegerkommune Geesthacht (3,46) konnte sich im Vergleich noch Platz 3 sichern, Platz 4 ging an Großhansdorf (3,57) und Platz 5 an Norderstedt (3,61).

„Allen Siegerkommunen ist gleich, dass die Bürger*innen hier eine Aufbruchsstimmung für das Radfahren wahrnehmen. Wichtig für dieses Gefühl ist auch, dass erste sichtbare Maßnahmen zur Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur umgesetzt wurden“, betont Stephanie Meyer und führt aus: „Dabei ist erst einmal egal, ob es sich dabei um die Errichtung von Fahrradabstellanlagen, die Einrichtung von Fahrradstraßen oder den Ausbau der Radwege handelt!“

Erreichbarkeit und Sicherheitsgefühl sorgen für gute Noten

„Die Schleswig-Holsteiner*innen sehen gute Voraussetzungen für eine zufriedenstellende Fahrradinfrastruktur in ihren Kommunen“, analysiert Meyer die Testergebnisse: „Viele Ortszentren sind bereits gut mit dem Fahrrad erreichbar, und die Atmosphäre animiert Jung und Alt aufs Fahrrad zu steigen. Nun brauchen wir auch flächendenkend die entsprechenden Wege, damit auch die schwächsten Verkehrsteilnehmer*innen sicher unterwegs sein können!“

Bei den Einzelfragen vergaben die Schleswig-Holsteiner*innen für die Erreichbarkeit der Ortszentren (Durchschnitt 2,61) die beste Note, gefolgt von einem Gefühl, das Radfahren für Jung und Alt möglich sei (Durchschnitt 2,91), gute Noten erhielten Kommunen auch für die Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr (Durschnitt 3,14).

Schlechte Noten für Radwegebreiten und -Oberflächen

Abgestraft wurden die Kommunen jedoch für die wenig befriedigende bis mangelhafte Radwege. „Die Bürger*innen wollen Radfahren, und das natürlich auch auf ausreichend breiten Radwegen mit guter Oberfläche.“, betont Stephanie Meyer: „Niemand steigt aufs Fahrrad, wenn er dann über handtuchbreite und unebene Radwege fahren müsste. Hier haben viele Kommunen noch dringenden Nachholbedarf!“

Im Durchschnitt erhielten die Kommunen für die Breite ihrer Radwege nur eine 4,96, dicht gefolgt von der mangelhaften Oberfläche (4,85). Auch würden die Fahrradfahrer*innen bei der Einrichtung von Baustellen nicht umfassend mitgedacht (4,75).

Schwerpunkt „Ländlicher Raum“: Noch viel Luft nach oben

Nachholbedarf gibt es auch im ländlichen Raum. In kleinen Orten und Gemeinden sind zwar die Grundbedingungen zum Radfahren besser, es gibt mehr Platz und innerhalb der Orte kurze Wege. Dennoch ist das Fahrradklima dort nicht gut (Note 3,8). Weniger als die Hälfte der Teilnehmenden gab an, dass Nachbarorte direkt und komfortabel zu erreichen sind (44 Prozent). Nur rund ein Drittel der Befragten fühlt sich zwischen Orten vor Unfällen sicher (36 Prozent).

ADFC-Fahrradklima-Test zeigt dringenden Handlungsbedarf auf

Besonders die schlechten Bewertungen für Breite und Oberfläche in den Kommunen zeigt auf, dass die Radverkehrsinfrastruktur vor Ort flächendeckend ausgebaut werden muss. „Die Menschen wollen mehr Radfahren, das zeigt der ADFC-Fahrradklima-Test wieder sehr eindrücklich. Aber nur, wenn endlich geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden“, betont Stephanie Meyer und fordert: „Jede Kommune muss vor Ort prüfen, wie sie ihren Beitrag zur zügigen Verkehrswende leisten kann. Die Zeit des Autos ist vorbei, in Zeiten einer weiter eskalierenden Klimakrise kann das Fahrrad einen wichtigen Beitrag zur CO2-Einsparung leisten – aber nur, wenn endlich die Infrastruktur großflächig ausgebaut wird!“

Zahlen und Fakten zum ADFC-Fahrradklima-Test

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr durchgeführt und fand 2022 zum zehnten Mal statt. Rund 245.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben im Herbst 2022 abgestimmt, 1.114 Städte kamen in die Wertung. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden können, müssen je nach Stadtgröße mindestens 50, 75 oder 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Umfrage ist offen für alle, richtet sich jedoch speziell an die Radfahrenden und ist deshalb nicht repräsentativ für die Bevölkerung. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung jedoch hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern. 

Alle Ergebnisse zum Fahrradklima-Test im Detail finden Sie unter https://fahrradklima-test.adfc.de/.


https://sh.adfc.de/artikel/adfc-fahrradklima-test-fahrradinfrastruktur-weiter-unbefriedigend

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 215.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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