
eRadschnellweg Goettingen, Nikolausberger-Weg Stadt Goettingen © Christoph Mischke
ADFC zur Klimabilanz in SH: Heben Sie endlich das Potential von E-Bikes!
Der aktuelle Bericht der Landesregierung zeigt deutlich: Die Landesregierung tut zu wenig für den Klimaschutz. Statt auf eine E-Auto-Förderung aus Berlin zu hoffen, sollte Schwarz-Grün endlich die Potentiale von E-Bikes heben, fordert der ADFC.
Der aktuelle Monitoringbericht Energiewende und Klimaschutz in Schleswig-Holstein für 2025 des Klimaschutzministeriums zeigt deutlich, dass die notwendigen Minderungsziele zur Zielerreichung der Klimaneutralität bis 2040 auf Landesebene auch dieses Jahr nicht ausreichen.
Als Gegenmaßnahmen im Verkehrssektor verweist das zuständige Ministerium auf den Bund, fordert von dort „finanzielle Anreize“ für E-Autos und äußert allgemeine Bekenntnisse zur nachhaltigen Mobilität ohne klare Projekt- oder Finanzierungszusagen.
Dazu stellt Jan Voß, Landesgeschäftsführer des ADFC Schleswig-Holstein e.V., klar:
„Statt auf die Bundesregierung zu weisen, erwarten wir von der Landesregierung, die eigenen Handlungsspielräume zu überprüfen und alle möglichen Maßnahmen auf dem Weg zur Klimaneutralität konsequent umzusetzen. Bisher sieht man auf Landesebene die E-Mobilität zumeist beim Auto, und verkennt die Potentiale des Fahrrades, das schon seit Jahren mit guten und sicheren E-Bikes auch mittleren Strecken bis 20 Kilometer eine echte Alternative zum Platz- und Ressourcenintensiven privaten Auto darstellt!“
E-Räder ersetzen vor allem Autos, nicht Fahrräder
Wissenschaftlicher*innen der Uni Wuppertal haben in einer im Juli veröffentlichten Studie belegten, dass fast jede zweite E-Bike-Fahrt sonst mit dem Auto unternommen worden wäre. Bezogen auf die gefahrenen Kilometer liegt der Anteil sogar bei über 60 Prozent. Sie ersetzten Autofahrten damit viel häufiger als bisher gedacht und seien deshalb mehr als nur „schnellere Räder“.
Sichere Abstellmöglichkeiten für E-Bikes notwendig auch am Arbeitsplatz – Land muss als Vorbild vorangehen
ADFC-Landesgeschäftsführer Jan Voß betont: „2024 wurden erstmals mehr E-Bikes verkauft als unmotorisierte Fahrräder – und das ganz ohne Förderprogramme oder Kaufzuschüsse der Steuerzahler! Doch Radfahrende, unabhängig vom Fahrradtyp, brauchen breite und lückenlose Radwegenetze! Zwar gibt es viele Radwege, die sind jedoch oftmals komplett veraltet und kaputt. Hier ist das Land gefordert, die Kommunen endlich finanziell ausreichend auszustatten. Damit gute Radwege nicht abhängig vom Wohnort sind. Für 2026 brauchen die Kommunen mindestens 20 Millionen Euro zusätzlich für den Radverkehr!“
Auch steigen die Anforderungen von E-Bike-Nutzer*innen an die Radwege, unter anderem bei der Breite, um sicher zu Überholen. E-Bikes brauchen an den Zielorten hochwertige Radabstellanlagen, sowohl am Arbeitsplatz, dem Bahnhof oder beim Einkaufen.
„Hier kann das Land vorangehen, Arbeitgeber*innen beim betrieblichen Mobilitätsmanagement beraten, gute Radabstellanlagen fördern und als größter Arbeitgeber im Land konsequent vorangehen und den eigenen Angestellten nicht nur Diensträder, sondern auch attraktive Bedingungen am Arbeitsplatz, bieten“, so Voß. Bisher seien lediglich das Verkehrsministerium und die Investitionsbank Schleswig-Holstein überprüfte „Fahrradfreundliche Arbeitgeber“ des Landes.
Kommunen wollen Tempo 30, Land muss hier nach Möglichkeiten helfen
Zugleich brauchen die Kommunen weitere, konsequente und zügige Unterstützung bei der Förderung des Radverkehrs im Land, so Voß. Die Planung und der Bau von Radinfrastruktur brauche Zeit, Personal und Geld. Trotz dieser notwendigen Investitionen sei die Radverkehrsinfrastruktur nachweislich günstiger als der Bau reiner Kfz-Straßen und spare den Kommunen sog. Umweltkosten ein. In der Zwischenzeit könne das Land Rechtssicherheit schaffen bei der Ausweisung von Tempo-Limits. Denn Tempolimits, besonders Tempo 30, erhöhen nachweislich die Verkehrssicherheit. Wenn der fließende Verkehr langsamer fährt, steigen auch mehr Menschen aufs Rad, trotz fehlender oder mangelhafter Infrastruktur.
ADFC-Landesgeschäftsführer Jan Voß stellt klar: „Die Novelle der Straßenverkehrsordnung hat den Kommunen lange erwartete Handlungsspielräume gegeben. Die Stadt Krempe im Kreis Steinburg möchte jetzt sogar zur ersten „Tempo 30-Stadt“ werden. Minister Madsen und sein Haus sind gefordert, solche Bestrebungen nicht nur beratend zu unterstützen, sondern aktiv mit progressiven Informationsschreiben an alle zuständigen Stellen im Land zu fördern!“ Mit ordnungsrechtlichen Maßnahmen, wie Tempo 30 oder neuen Querungshilfen, wäre nicht nur den Radfahrer*innen – und damit auch dem Klimaschutz – geholfen, sondern auch Gesundheit und Verkehrssicherheit der Schleswig-Holsteiner*innen würden profitieren.